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SugarAnnie Offline



Beiträge: 396

15.04.2007 14:52
Maras ganz besonderer Tag Antworten

Ein Kommunionsgeschenk für meine Cousine Johanna und meine so-gut-wie-Stiefcousine Jacqueline, die beide dieses Jahr zur Kommunion gehen, die eine nächste Woche und die andere in der Woche drauf. Und ich dachte, vielleicht gefällt euch die Geschichte auch...

„Ich habe immer noch kein Kleid.“ jammerte Mara. „Anja und Sandra und Caro und Milena haben alle schon eins, und es sind nur noch zwei Monate und ich hab immer noch keines.“
Mama seufzte. „Ich dachte, das hätten wir besprochen. Am Samstag fahren wir in die Stadt und kaufen dein Kleid.“ „Warum nicht heute?“ fragte Mara. „Dann könnte ich heute Mittag in der Gruppenstunde allen schon davon erzählen.“
„Weil du in die Schule musst.“ erwiderte ihre Mutter. Mara trat wütend gegen das Tischbein…beziehungsweise sie wollte das tun, traf aber versehentlich ihre Schwester Ria am Bein, die vor Schreck ihr Glas mit Milch fallen ließ. Das Klirren und Geschrei brachte dann auch Papa dazu, den Kopf in die Küche zu stecken. Er hatte noch ganz nasse Haare, weil er gerade unter der Dusche gewesen war. „Was ist denn hier los?“
„Mara hat mich getreten, ohne Grund.“ rief Ria, und Mara sagte fast im selben Moment: „Ich will endlich mein Kommunionskleid haben.“
Papa zwinkerte Mama zu und fragte dann: „Wie wäre es denn, wenn du Rias Kleid anziehst? Wir müssten es nur vom Dachboden holen.“ Mara, die das Zwinkern nicht mitbekommen hatte, sah jetzt aus, als würde sie fast anfangen zu weinen. „Das passt mir nicht. Und die Flecken von der Himbeersoße sind auch gar nicht mehr richtig rausgegangen.“ „Da bist du selber schuld dran.“ murmelte Ria, die sich gerade ein neues Glas aus dem Schrank holte. „Du hast mir ja das Eis mit den Himbeerern drübergeschüttet.“ „Das war aber gar keine Absicht.“
Mama schüttelte den Kopf und versuchte zu schlichten. „Genug jetzt. Ihr kommt beide zu spät in die Schule, wenn ihr so lange streitet. Also beruhigt euch jetzt. Mara, Samstag werden wir das Kleid kaufen gehen, und das kannst du deinen Freundinnen heute Mittag in der Gruppenstunde dann auch ruhig erzählen.“

Samstag kam dann doch schneller, als Mara es befürchtet hatte, und noch bevor ihre Eltern und Ria überhaupt fertig gefrühstückt hatten, saß sie im Auto und wartete ungeduldig darauf, dass sie endlich losfuhren. „Wo bleibt ihr denn?“ rief sie aus dem heruntergekurbelten Fenster hinaus.
Als Mama, Papa und Ria dann endlich wirklich erschienen, waren schon fast fünf Minuten vorbei.
Und dann ging es endlich los, um das Kleid zu kaufen.
In einem großen Kaufhaus, in dem sie auch Rias Kleid gefunden hatten, gingen sie in die Abteilung, in der es alle feinen Kleider gab. Auch die Kommunionskleider. Eine ganze Reihe voller Kleider, eins neben dem anderen.
„Schau mal, wie findest du denn das hier?“ Mama hielt eines der Kleider hoch, aber Mara schüttelte den Kopf. „Ich will keine große Schleife auf meinem Hintern haben.“ Ria hielt ihr ein anderes Kleid hin, aber auch das gefiel ihr nicht, denn es war gar nicht so lang wie die anderen. Das Kleid würde ihr bestimmt nicht mal bis zu den Knien reichen. „Hey, nur weil mir dein Kleid zu groß ist, heißt das nicht, dass es so klein sein muss.“ protestierte Mara.
„Das ist nicht so viel kleiner. Es ist ein Minirock-Kommunionskleid.“ kicherte Ria.
„So eins will ich aber auch nicht.“ erwiderte Mara. „Ich will ein richtiges. So eins wie deins, nur ohne Himbeerflecken. Und mit Pall-etten.“ „Du meinst Pailletten.“ meinte Papa und hielt ein anderes Kleid hoch. „So wie das hier?“
Das Kleid, das Papa gefunden hatte, war eins von vier, die sie dann mit zur Umkleidekabine nahmen. Und es sah auch wirklich schön aus. Aber Mara wusste schon eigentlich, welches davon sie haben wollte. Sie hatte es vorhin, ganz am Ende der Reihe von Kleidern gefunden, und es war perfekt. Mit Pailletten, und Spitze an den Ärmeln und einem ganz langen, weiten Rock. Wenn ihr dieses Kleid passte, dann wollte Mara es haben, und kein anderes. Und es passte!
Mama bestand darauf, dass Mara auch die drei anderen Kleider anprobierte, aber auch sie und Papa und Ria waren sich einig, dass das erste Kleid am schönsten aussah. Strahlend bestand Mara darauf, das Kleid selber zur Kasse zu tragen, und sie nahm auch die riesige Tüte, die die Kassiererin ihnen gab, selber. Normal trugen immer Mama und Papa die Tüten. Aber das hier war ja auch ein ganz besonderes Kleid. Und die ganze Zeit über, während sie ein hellblaues Kleid für Ria und eine neue Bluse für Mama und eine Krawatte für Papa kauften, die sich ja auch fein machen würden für die Kommunion von Mara, hielt sie die Tüte ganz fest.


„Mama, wo ist meine Mappe?“ jammerte Mara. „Ich muss los.“
„Die hattest du doch vorhin noch auf deinem Schreibtisch.“ sagte ihre Mutter beruhigend. „Aber da liegt sie nicht mehr!“
Mama und auch Maras ältere Schwester Ria kamen in ihr Zimmer gelaufen, und halfen, nach der Mappe zu suchen. Es war eine wunderschöne Mappe, die Mara extra für die Sachen aus dem Kommunionunterricht mit buntem Glitzerpapier beklebt hatte. Und die Mappe war schon fast voll. Immerhin war es schon Fastenzeit, und danach kam Ostern, und nach Ostern war die Kommunion auch schon bald da.
„Hier ist sie!“ Ria zog die Mappe hinter dem Schreibtisch hervor, wohin sie offenbar gerutscht war.
„Danke!“ rief Mara und war auch schon fast aus der Tür draußen. Sie war noch in keine einzelne der Gruppenstunden mit den anderen Kommunionkindern zu spät gekommen. Mama und die Mutter ihrer Freundin Anja machten aber auch immer interessante Sachen. Sie spielten Szenen aus der Bibel nach, übten Lieder singen und schrieben ihre Träume, Hoffnungen und so weiter in ihre Blätter, die in den in der ersten Stunde gebastelten Mappen waren. Manchmal bastelten sie auch andere Sachen. Jedenfalls machte es riesigen Spaß. Vor allem weil ihre Gruppe Glück gehabt hatte, denn Kevin und seine Freunde, die immer so doofe Sachen machten wie Mara an den Haaren ziehen, waren in der Gruppe am Mittwoch und nicht in der am Freitag, weil sie Freitags Fußballtraining hatten.

Eine Viertelstunde später kamen Mara und Mama in dem kleinen Raum im Pfarrheim an, in dem die Kommunionkinder ihre Stunden hatten. Die Mutter von Anja hatte, wie meistens, ihre Gitarre mitgebracht, und so konnten sie die Lieder, die sie sangen, sogar mit zusätzlicher Gitarrenmusik singen, und das klang viel schöner.
„Heute.“ erklärte Mama, als sie endlich alle auf ihren Stühlen um den großen Tisch herumsaßen, der in der Mitte des Raumes stand, „ist unser Thema Palmsonntag. Ihr wisst ja schon, dass der bald da ist.“ „Und in der nächsten Stunde reden wir dann über Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern.“ ergänzte Anjas Mutter. „Das ist dann auch schon unsere letzte richtige Stunde, das wisst ihr ja, weil die wirklichen Ostertage kommen und wir dann mit der Mittwochsgruppe zusammen in der Kirche üben werden.“
Dann begannen sie damit, dass Mama die Bibelgeschichte vom Palmsonntag vorlas. Mara kannte die Geschichte schon. Jedes Jahr erzählte Mama ihnen die Geschichte, und der Pfarrer in der Kirche las sie ja auch immer wieder vor. Und dann war da ja auch noch Rias Kommunionmappe, die Mara seit sie lesen konnte immer wieder durchgeblättert hatte.
Als die Geschichte zu Ende war, verteilten die beiden Mütter Stifte und Blätter, auf denen unten die Geschichte stand, und oben war Platz, um ein Bild dazu zu malen. Jeder von ihnen malte, wie er sich die Geschichte vorstellte. Nach einer halben Stunde war das Malen dann beendet und sie zeigten ihre Bilder vor. Mara ärgerte sich ein bisschen, weil ihr Esel nicht so schön geworden war. Sie konnte einfach keine Esel malen. Jede von ihnen heftete dann das Blatt in ihre Mappe, und sie sangen ein paar Lieder.
Mama erinnerte sie dann am Ende der Stunde noch daran, dass sie am Samstagmorgen alle ihre Palmzweige vorbereiten würden, für die Prozession am Palmsonntag. Dort würden sie nämlich alle zusammen mitgehen, und jeder von ihnen würde ein Bündel Zweige haben. Keine wirklichen Palmzweige, denn hier gab es auch keine richtigen Palmen. Außer in dem großen Gewächshaus der Gärtnerei Müller, aber wenn alle Kommunionkinder dorthin gingen und sich Zweige nahmen, dann wäre die Palme weg. Deswegen nahmen sie Buchszweige. Schön aussehen würde es bestimmt trotzdem.


Samstag Vormittag gingen Mama und Mara und all die anderen dann ins Pfarrheim, aber nicht in ihren kleinen Gruppenraum, sondern in den großen Pfarrsaal. Heute waren nämlich nicht nur alle Kommunionkinder da, sondern auch alle Eltern. Oder jemand anderes, der den Kindern half. Caro zum Beispiel hatte ihre Patentante mitgebracht, weil ihre Mutter keine Zeit gehabt hatte.
Auf dem Tisch in der Mitte des Raumes lag ein ganzer Berg von grünen Zweigen, und jedes der Kommunionkinder bekam ein ganzes Bündel davon, und ein Holzkreuz. An dem Kreuz konnte man die Zweige mit Blumendraht festbinden, und dann durfte sich jeder aussuchen, was er sonst noch dranbinden wollte. Es gab viele bunte Stoffbänder, und Mara suchte sich welche in Gelb und Hellrosa aus. Ein weißes Band bekam dann auch noch jeder von ihnen.
Es dauerte fast eineinhalb Stunden, bis jeder von ihnen ein schönes Kreuz mit Zweigen und Bändern fertig hatte, und hätte beinahe noch länger gedauert, weil die Zwillinge Sina und Simon unbedingt beide die genau gleiche Schleife haben wollten. Ihre Mutter schaffte es schließlich, die beiden zu beruhigen und eine andere Schleife für Sina zu finden.
Dann gingen sie alle nach draußen, und stellten sich vor der Kirche auf für ein Gruppenfoto mit ihren Kreuzen. Zum Glück hatte es endlich aufgehört zu regnen, nachdem fast zwei Wochen lang immer schlechtes Wetter gewesen war.
„Das Bild bekommt ihr im letzten Treffen vor Ostern. Und denkt dran, dass die Stunde schon am Montag, also übermorgen ist.“ erklärte Frau Kilian, die Mutter von Elena, die eine der Gruppenleiterinnen der Mittwochs-Stunde war.
„Und seid morgen rechtzeitig da.“ ergänzte Mama.

***

Aber bevor der Palmsonntag dann kam, gab es noch eine andere wichtige Aufgabe zu erfüllen. Das Essen musste abgesprochen werden. Mama und Papa hatten zwar schon vor fast einem halben Jahr einen Raum für Maras Kommunion reserviert, aber das Essen hatten sie noch nicht abgemacht. Was laut Ria einfach daran lag, dass Maras Lieblingsspeise so oft wechselte und es sonst hätte sein können, dass es an ihrer Kommunion etwas zu essen gab, was sie schon seit ein paar Monaten gar nicht mehr mochte.
Jedenfalls fuhren sie am Nachmittag alle drei in das kleine Restaurant und während sie in dem Zimmer saßen, in dem sie zusammen mit Maras Paten und den Großeltern zu Mittag essen würden, bevor sie dann mit allen anderen zusammen zu Hause feiern würden, besprachen sie das Essen.
Das Zimmer war wunderschön, denn durch das Fenster konnte man hinaus auf einen kleinen See schauen, auf dem es Enten und sogar einen Schwan gab. „Und bis zu deiner Kommunion blühen bestimmt auch alle Bäume schon, dann sieht das noch viel schöner aus.“ erklärte die Besitzerin des Restaurants.
Mama, Papa, Ria und Mara bekamen dann jeder eine Speisekarte, aber keine normale, sondern eine mit Menüs. Man konnte dann das ganze Menü auf einmal aussuchen, oder man konnte sich selber eines zusammenstellen. Maras Menü wurde dann auch mehr oder weniger selber zusammengestellt. Sie wollte nämlich eine ganze Menge Sachen nicht haben, zum Beispiel Erbsen. („Siehste“ sagte Ria. „Bis kurz nach Weihnachten wolltest du noch dauernd Erbsen haben.“) Und auch keine Himbeersoße, obwohl sie die unheimlich gerne aß. Nicht, dass sie am Ende auch noch rote Flecken auf ihrem Kleid haben würde, so wie Ria.
Und außerdem war es doch genug, wenn es erst eine Suppe, dann Salat, dann das Hauptgericht und dann eine Nachspeise gab. In vielen Menüs waren noch mehr Gänge dabei, aber dann würden sie ja nie wieder nach Hause kommen.
Nachdem sie dann endlich fertig waren mit dem Auswählen, bekamen Mara und Ria jeweils noch ein kleines Eis, weil sie vor lauter Essen aussuchen ganz schön Hunger bekommen hatten, und dann fuhren sie nach Hause.

***
Am nächsten Morgen weckte Mama Mara dann schon sehr früh, damit sie rechtzeitig für die Palmsonntags-Prozession an der Kirche waren. Mara trug das gelbe Kleid, das sie im letzten Jahr zu Ostern bekommen hatte, und ihren hellen Mantel, denn es waren Wolken aufgetaucht und so richtig warm war es deswegen nicht. Aber das gelbe Kleid und der Mantel passten auch gut zu den kleinen Bändern an ihrem Kreuz mit den Zweigen.
Unten in der Küche bekamen sie und Ria jeweils ihr kleines Palmhasen-Nest, mit einer Handvoll Schokoladeneiern und einem winzigen Schokoladenhasen, so wie jedes Jahr an Palmsonntag. Und dann ging es auch schon los. An der Kirche angekommen, stellten sich die Kommunionskinder zwei und zwei auf, so wie sie es auch an der Kommunion machen würden. Weil sie der Größe nach aufgestellt waren, stand Mara neben Lena, und direkt hinter Anja, die ein klein wenig kleiner war als sie. Dann hielten sie alle ihre Kreuze hoch und warteten darauf, dass die Prozession losging. Aber weiter hinten gab es noch ein Problem. Kevin stand ganz alleine da, denn Hannes, der neben ihm gehen sollte, war noch nicht aufgetaucht! Der Pfarrer und die Messdiener kamen gerade schon aus der Kirche heraus und die Prozession ging los, als Hannes völlig außer Atem um die Ecke gesaust kam, als Entschuldigung murmelte, dass er verschlafen hatte, und sich in die Prozession einreihte.
Während der Prozession wurde auch gesungen, aber es war keines der Lieder, die Mara kannte. Und das schöne neue Gesangbuch, das sie für die Kommunion bekommen würde, lag noch zu Hause bei Mama im Nachttisch. Mara musste ja sowieso ihr Kreuz festhalten und hätte deswegen gar keine Möglichkeit gehabt, das Buch auch noch festzuhalten.
Aber trotzdem dachte sie nicht nur während der Prozession, sondern auch hinterher, als sie zurück in der Kirche waren und die Messe stattfand, dass sie ihr Buch ganz gerne gehabt hätte, um mitsingen zu können.

Zu Hause stellte Mama Maras geschmücktes Kreuz dann in die ganz große Blumenvase und drapierte es ins Wohnzimmer. Ihre kleine Katze Tapsi kam herbei und schnupperte daran, ließ es dann aber Gott sei Dank dort stehen und warf es nicht um oder riss die Bänder ab. Was erstaunlich brav war, weil die Katze sonst meistens jede Menge Unfug machte. „Das Kreuz lassen wir mitsamt den Zweigen stehen, dann können wir es auch noch bei deiner Kommunion als Dekoration benutzen. Aus den Zweigbündeln, die sie und Ria und Papa festgehalten hatten (einfach nur Buchszweige, ohne Kreuz und Schleifen), nahm sie im Gegensatz dazu Zweige heraus und steckte hinter jedes Kreuz an der Wand im Haus einen Zweig davon.

***
Der Gründonnerstag war gekommen, und wie jedes Mal in den vergangenen Jahren, seit Ria mit den Messdienern zum Razzen ging, war Mara ein klein bisschen neidisch. Aber dieses Jahr war es nicht ganz so schlimm, denn es war ja das letzte Mal, dass sie nicht mitkommen konnte. Sobald sie selbst zur Kommunion gegangen war, konnte auch Mara dann mitmachen. Und zuerst einmal ging es ja jetzt wieder in die Kirche, wo sie und die anderen Kommunionkinder vorne in den ersten beiden Reihen sitzen durften, von wo aus man alles besonders gut sah. Mara machte es nichts aus, dass man so kurz vor Ostern so viel in die Kirche gehen musste, im Gegensatz zu Simon und Kevin, die immer jammerten, sie hätten bestimmt was viel besseres zu tun. Wahrscheinlich vorm Computer hocken und Autorennen spielen. Zumindest meinte Simons Zwillingsschwester Sina, dass die beiden das immer machten. Mara konnte das nicht verstehen. Sie und Ria hatten auch ein Autorennen-Spiel für den Computer, aber das machte doch nicht immer und immer wieder Spaß. Anja und Sina stimmten jedenfalls Mara zu, dass es gar nicht so schlimm war, heute abend in die Kirche zu gehen, und morgen auch. Und dann am Sonntag ja sowieso, da war nämlich schon Ostern!
Nach der Kirche durfte Anja mit Mara zusammen nach Hause kommen und sogar bis nach dem Kreuzweg-Gottesdienst morgen bei ihr bleiben, weil Anjas Eltern über Nacht zu ihrer Uroma gefahren waren, die weiter weg wohnte. Mara war ein klein bisschen neidisch, weil sie keine Uroma mehr hatte, Anja aber schon. Aber Anja meinte, das sei gar nicht so anders als eine Oma zu haben, nur in älter.
Jedenfalls saßen die beiden so lange noch wach und unterhielten sich, bis Ria nach Hause kam und Mama sie alle zusammen ins Bett schickte.
Die Kreuzwegfeier am nächsten Morgen durften sie nämlich genauso wenig verpassen wie den Palmsonntagsgottesdienst. Nicht dass sie am Ende zu spät kommen würden, so wie Hannes. Das wäre doch richtig peinlich!

Natürlich kamen sie nicht zu spät. Sie waren sogar fast die ersten, die ankamen. Nur Susanne und ihre Mutter waren schon da, und der Pfarrer. Besonders viele Leute waren insgesamt nicht in der Kirche, weil ja die Erwachsenen alle heute Mittag in den Kreuzweg gehen würden und nicht jetzt in den Kinderkreuzweg. Papa und Mama waren allerdings mit Mara mitgekommen, weil sie heute Mittag die Ostereier färben würden. Ria hätte eigentlich auch mitkommen sollen, aber nachdem sie dann heute morgen so früh hatte aufstehen müssen, war sie nach dem Razzen zurück ins Bett gegangen und schlief immer noch tief und fest.

Am Karsamstag gab es eine ganz besondere Überraschung für Mara. Ria war bereits wieder unterwegs, für die Ostersammlung, als Papa, der Mama unten beim Putzen und Vorbereiten für Ostern half, auf einmal rief: „Mara, komm mal nach unten. Hier ist etwas für dich.“ Mara, die auch aufräumen musste, ließ natürlich sofort alles stehen und liegen und sauste die Treppe hinunter. Beinahe wäre sie über Tapsi gestolpert, so schnell rannte sie. Papa hielt ihr etwas hin. Es war ein ganz zart rosafarbener Umschlag, auf dem in verschnörkelter Schrift draufstand: „An das Kommunionkind Mara Kröger“. Mara jauchzte laut auf. Ihre allererste Karte! Und dabei war es noch mehr als eine Woche bis zum Weißen Sonntag!
Mara riss den Umschlag so ungeduldig auf, dass Mama und Papa sich nur mühsam das Lachen verkneifen konnten.
Die Karte selbst war bedruckt mit einer Blumenranke und einer Kerze, die Maras Kommunionkerze nicht so ähnlich sah, aber trotzdem schön war. Und innen war ein Gruß von Omas Freundin Elfriede drin, und fünf Euro für Mara!
Mama lächelte und erklärte Mara, sie müsse am Besten eine Liste anfangen, wer ihr alles etwas geschenkt hatte, denn alle sollten auch etwas Kleines bekommen als Dankeschön. Mama hatte dazu eine ganze Wanne voll mit kleinen Schokoladetafeln gekauft, und Mara und Ria hatten gemeinsam kleine Aufkleber auf jeder Tafel befestigt, auf denen stand: „ Vielen Dank für die Aufmerksamkeit anlässlich meiner Erstkommunion, auch im Namen meiner Familie.“ Papa hatte die Aufkleber extra in einem Kopierladen machen lassen, und Mara hatte jeden einzelnen Aufkleber unterschrieben. Eine dieser Tafeln holte Mara jetzt aus der Wanne und legte sie auf den Schrank im Flur. Wenn sie morgen zu Oma fuhren, um mit ihr Ostern zu feiern, würde sie ihr die Schokolade geben, und Oma würde sie an Elfriede weitergeben.

Der Ostertag kam, und mit ihm noch mehr Karten und kleine Geschenke. Ganz abgesehen von den Ostereiern, die wie immer im Überfluss kamen, bekam Mara nach der Osternachtmesse auch von ein paar Leuten etwas in die Hand gedrückt. Viel schöner fand sie aber, dass sie und die anderen Kinder aus ihrer Kommuniongruppe während der Messe ihre Gruppenkerze anzünden durften an der ganz neuen Osterkerze. Sie waren sogar die allerersten, die ihre anzündeten, weil Simon, der die Kerze trug, vor Tammi aus der Mittwochsgruppe vorn war.
Die Kerze hatten sie alle zusammen in einer der Kommunionsunterrichtsstunden bemalt und gestaltet, und sie würde jetzt bis zur Kommunion vorne auf dem Altar stehen. Nicht angezündet, natürlich, denn so groß war die Gruppenkerze dann doch nicht und wäre bestimmt spätestens Mittwoch aufgebraucht. Aber die Kerze stand so herum, dass die Weintrauben, die Mara auf der Kerze befestigt hatte, nach vorne zeigten! Jeder konnte ihre Trauben sehen (und daneben Caros schräge Taube, was Caro nun gar nicht so lustig fand), und Mara war richtig stolz darauf.

Montags war dann die erste Probe in der Kirche. Fast die ganze Woche über würden sie jetzt für die Messe am Weißen Sonntag üben, denn sonst würde am Ende jemand falsch laufen und oben im Glockenturm landen. Milena meinte, ihre Nachbarin habe mal behauptet, dass das passiert sei, ganz früher, bevor es die Proben gab. Aber das glaubten sie alle nicht wirklich. Der Gang zum Glockenturm war nämlich immer abgeschlossen. „Und außerdem“ meinte Milena, „glaubt unsere Nachbarin auch, dass das Wetter schlecht ist, weil ich meinen Teller nicht leer gegessen habe.“
„Das Wetter ist doch gar nicht schlecht.“ mischte sich Kevin ein, der mal wieder gar nichts mitbekommen hatte. Und während er recht hatte, denn die Sonne schien und es war so schön warm, dass man schon fast im T-Shirt draußen sein konnte.
Mama und die anderen Gruppenleiter schimpften sofort, als sie mitbekamen, dass Anja, Milena, Kevin und Mara miteinander geredet hatten. „Ihr solltet besser ein bisschen aufpassen.“ meinte Anjas Mutter.
Dann mussten sie alle eine Runde durch die Kirche laufen, genau so, wie sie am Sonntag laufen würden.

Nach der Probe gingen sie nach Hause, und obwohl heute Ostermontag war, erklärte Mama, sie müssten jetzt auch langsam mal anfangen mit dem Aufräumen und Planen. Immerhin würden all diese Leute am Sonntag zu Besuch kommen.
„Wir könnten aber doch zuerst mal die Tischkärtchen schreiben.“ schlug Mara vor. „Das müssen wir auch noch machen und es macht viel viel mehr Spaß als Aufräumen. Mama und Papa stimmten schließlich zu, und Mara verbrachte den ganzen Nachmittag damit, mit einem goldenen Stift in ihrer allerschönsten Schrift die Namen auf die kleinen roten Kärtchen zu schreiben.
Ria hatte währenddessen ein ganz anderes Problem. Sie hatte nämlich beschlossen, ein ganz besonderes Geschenk für Mara zu machen, und hatte deswegen angefangen, ein großes Bild für Maras Zimmer zu malen. Mama hatte ihr sogar schon einen Rahmen besorgt, und dennoch – irgendwie wusste sie nicht, wie sie anfangen sollte. Eine Landschaft sollte es werden, eine, die nach Sommer aussah. Aber sie hatte schon mindestens fünf Landschaften gemalt, und keine davon sah so aus, dass sie sie Mara schenken könnte.
Und langsam wurde ja auch noch die Zeit knapp, weshalb sie immer nervöser wurde. „Was meinst du Mama“ fragte sie, „soll ich ein Feld malen, hier neben den Bäumen, oder einen See?“
„Mal doch beides“ schlug Mama vor „Es ist doch genug Platz.“
Doch Ria kam nicht dazu, beides zu malen, denn gerade als sie mit dem Feld angefangen hatte, kam Mara ins Zimmer gelaufen, um Mama zu fragen, ob noch so ein goldener Stift da sei, der erste wäre leer.
Ria fegte so schnell das Bild vom Tisch, damit Mara es nicht sah, dass ihr Farbkasten mit Schwung in den Papierkorb flog.


Am nächsten Tag ging es dann wirklich an den Hausputz. Mara fand das unnötig, denn sie hatten immerhin vor Ostern schon aufgeräumt. Nicht, dass es inzwischen noch so besonders ordentlich aussah, aber trotzdem.
Der ganze Rest der Woche verlief ähnlich. Mara hatte immer was zu tun. Morgens gab es Proben, wo die Lieder und alles andere für den Gottesdienst am Sonntag geübt wurden, und mittags half sie zu Hause mit, wo Mama und Papa und Ria Kuchen backten und putzten und lauter solche Dinge machten.
Und dann war es auch schon Samstagabend. Im Wohnzimmer waren fast alle Möbel ausgeräumt worden, weil dort jetzt eine riesengroße Festtafel aufgebaut war. Sogar die Servietten waren schon gefaltet. Maras Kleid lag auf ihrem Schreibtischstuhl bereit, und auch ihre Schuhe standen schon da.
Und auf einmal war sie ziemlich aufgeregt.
Sie konnte überhaupt nicht einschlafen, und lief deswegen hinüber zu Ria. Diese schlief auch noch nicht, sondern las in einem ziemlich dicken Buch.
„Du, Ria?“ flüsterte Mara.
„Hmmm?“
„Kann ich heute Nacht bei dir schlafen?“
„Von mir aus. Aber nur, wenn Mama das erlaubt.“
Mama erlaubte es, aber sie erlaubte nicht, dass sie noch lange miteinander redeten. Immerhin war morgen Maras ganz besonderer Tag und da durfte sie doch nicht müde sein.

***

Natürlich hatten sie doch noch geredet, und zwar relativ lange. Aber ganz leise, so dass Mama nichts davon gehört hatte. Und gerade da war Mara so richtig froh gewesen, dass sie eine große Schwester hatte. Denn Ria wusste schon genau, wie das war, zur Kommunion zu gehen. Sie war ja schon vor drei Jahren gegangen. Und Mara war viel weniger nervös, als Ria ihr all die lustigen und interessanten Dinge von ihrer eigenen Kommunion erzählte, an die Mara sich schon gar nicht mehr erinnert hatte.
Trotz des späten Einschlafens war Mara bereits um halb sechs am nächsten Morgen wach. Sie versuchte, wieder einzuschlafen, konnte es aber nicht. Schließlich kam dann um 6 Mama, um sie beide aufzuwecken, und sie konnte mit dem Versuchen aufhören.
„Na, aufgeregt?“ fragte Papa, als sie beim Frühstück saßen.
Mara nickte mit vollem Mund. Sie war wieder genauso aufgeregt wie gestern, vor dem Gespräch mit Ria. Und noch mal würde sie sich wahrscheinlich auch nicht davon beruhigen lassen. Mal ganz davon abgesehen, dass Ria den Mund ebenfalls voll hatte und gar keine Geschichte erzählen konnte.
Nach dem Frühstück steckte Mama Mara unter die Dusche. Und als sie da wieder herauskam, war auch schon Mamas Freundin Irene da, die einen Friseursalon in der Stadt hatte. Schon vor einem halben Jahr hatte Mama mit Irene abgemacht, dass sie Mara für die Kommunion frisieren würde, und sie waren auch schon einmal dort gewesen, um die hochgesteckte Frisur mit den kleinen weißen Blumen drin auszuprobieren.
Mara freute sich richtig auf diese Frisur, aber das lange Stillsitzen nervte sie.
Mama wuselte herum wie verrückt. räumte hier etwas weg und brachte da etwas. „Wie sollen wir nur jemals fertig werden? Wir müssen schon um halb zehn an der Kirche sein.“ murmelte sie.
„Keine Panik, Mama. Es ist erst viertel nach acht.“ sagte Ria, die bis jetzt nur Unterwäsche trug und gerade mit ihrer Zahnbürste hereinkam, um nachzusehen, wie weit Maras Frisur schon war. Sie war zur Hälfte fertig, weswegen Ria beinahe laut lachen musste. Auf der linken Seite von Maras Gesicht war bereits die wunderschöne Hochsteckfrisur fertig, auf der anderen Seite standen die Haare noch durcheinander, so wie sie nach dem Duschen gewesen waren.
„Was gibt’s so Lustiges?“ fragte Papa, dessen neuer Schlips noch nicht gebunden war, der aber ansonsten schon ziemlich fertig angezogen aussah.
Und dann war endlich auch Maras Frisur fertig. Und überhaupt alles. Mama sah noch ein letztes Mal nach, ob auch alles ausgeschaltet war und der Kuchen mit der Buttercreme im Kühlschrank stand, und dann stiegen sie alle vier ins Auto und fuhren Richtung Kirche. Auf dem kleinen Parkplatz beim Friedhof hielt Papa an. „Von hier aus ist es aber noch weit.“ protestierte Mara.
„Aber weiter vorne kriegen wir bestimmt keinen Parkplatz mehr.“ erkärte Papa und holte Maras Kerze aus dem Kofferraum. Die Kerze war lang und weiß und geschmückt mit Blätterranken und Tüll. „Willst du die nehmen, oder soll ich sie für dich tragen, bis wir an der Kirche sind?“ fragte er.
„Die nehme ich selber!“ rief Mara und schnappte sich die Kerze.
Es war ein wunderschöner Morgen, die Sonne schien und es war schon richtig schön warm. Nicht so warm wie im Sommer, aber für einen Frühlingstag war es relativ warm. Die Bäume blühten und Mara freute sich. An Rias Kommunion war kein so schönes Wetter gewesen und sie hatte das damals schade gefunden. Und jetzt war das Wetter für ihre eigene so schön!
Vor der Kirche warteten bereits ziemlich viele Leute auf sie.
Mara und die anderen Kommunionkinder stellten sich in einer Reihe auf, immer zwei nebeneinander, so wie sie es jetzt schon so oft geübt hatten. Mara stand wieder neben Lena, die so nervös aussah, dass Mara dachte, sie sei doch noch relativ ruhig, auch wenn sie bis vor fünf Minuten noch gedacht hatte, dass niemand aufgeregter sein könnte als sie. Aber Lena zitterte so, dass sie kaum ihre Kerze gerade halten konnte. Und weil es ja warm war, konnte das nicht an der Temperatur liegen.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis alle aufgestellt waren und der Pfarrer mit den Messdienern nach draußen kam, um sie abzuholen. Dann ging es nach drinnen in die Kirche, schön in den Reihen bleiben. Simon stolperte über eine Treppenstufe und wäre beinahe gegen Kevin geknallt, aber er schaffte es gerade noch so, das Gleichgewicht zu halten.
Dann waren sie in der Kirche drinnen, und durften, während des ersten Liedes in ihre Bänke. Das hieß, in die ersten beiden Reihen, die für sie reserviert worden waren. Dahinter waren Plätze für die Leute reserviert, die vor genau 50 Jahren zur Kommunion gegangen waren, und für die Eltern und Geschwister der Kommunionkinder. Und das war auch nötig, denn es waren so viele Leute da, dass manche von ihnen hinten in der Kirche stehen mussten. Und die Kommunionkinder mussten natürlich Sitzplätze kriegen.
Dann war das Lied auch schon vorbei, und einer nach dem anderen wurden sie nach vorne gerufen, ihre Kerzen wurden angezündet und von Mama und den anderen Müttern in einen großen Ständer gestellt. Dann kamen Geschichten aus der Bibel, die der Pfarrer vorlas, und dann waren auch schon wieder sie dran. Anstelle einer Predigt mussten nämlich heute verschiedene Kommunionkinder etwas vorlesen. Auch Mara hatte einen kleinen Text bekommen, in dem es darum ging, dass Gott alle Menschen gleich lieb hat, egal ob sie groß oder klein sind. Und sie schaffte es sogar, ihn aufzusagen, ohne auf den Zettel zu schauen, den sie bekommen hatte, denn sie hatte den Text so oft geübt, dass sie ihn schon auswendig konnte. Sina hatte nicht so viel Glück, denn sie ließ ihren Zettel fallen und kam nicht weiter. Zum Glück hob Hannes, der neben ihr stand, dann den Zettel für sie auf!
Dann kamen die Fürbitten, die auch von den Kommunionkindern gelesen wurden, bis auf eine, die von Anjas Mutter kam und in der die Eltern darum baten, dass Gott auf ihre Kinder aufpasste. Und dazwischen wurden immer wieder die schönen Lieder gesungen, die sie so oft im Kommunionunterricht und in den Proben geübt hatten.
Dann kam der allerwichtigste Teil des ganzen Tages: Die Kommunion als solche. Dazu mussten Mara und die anderen nach oben kommen und sich im Kreis um den Altar herum aufstellen, und dann bekam jeder von ihnen die kleine runde Hostie in die Hand. Der Pfarrer sagte noch ein paar Worte, und dann durften sie die Hostie aufessen. Mara fand, dass sie gut schmeckte, ein bisschen wie Backoblaten, aber trotzdem ganz anders. Sie musste daran denken, dass Mama erklärt hatte, dass nur in manchen Klöstern Hostien gebacken wurden.
Und dann wurde wieder gesungen und wieder gebetet, und dann war der Gottesdienst schon vorbei. Die Menschen drängelten sich alle zum Ausgang, aber Mara und ihre Freunde blieben noch ein bisschen länger, denn es wurde noch ein Gruppenbild von ihnen gemacht, wie sie alle in ihren hübschen Kleidern und Anzägen dastanden und ihre Kerzen festhielten. Und keiner hatte so ein hübsches Kleid wie sie, fand Mara. Auch wenn auch die der anderen schön waren.

Draußen vor der Kirche warteten Mama, Papa, Ria, Oma Klara, Oma und Opa. Papas Bruder Klaus, der Maras Patenonkel war und auch Mamas Cousine Lisa, die Patentante, waren da, und Lisas kleine Tochter Amina, die noch ein Baby war.
„Na, wie hat es dir gefallen?“ fragte Papa, und sofort begann Mara zu reden. Sie war jetzt gar nicht mehr sicher, warum sie denn so nervös gewesen war, denn es war doch weder schlimm noch angsteinflößend gewesen, sondern einfach schön.
Zusammen fuhren sie dann zu dem Restaurant, und mit einer kleinen Vorspeise begann das Mittagessen. Zuerst sagte Mara aber noch ein Tischgebet aus, das sie zusammen mit Mama ausgesucht hatte. Vor allem Oma Klara sah richtig gerührt aus. Nach der kleinen Vorspeise kam eine Zeit lang gar nichts, bis zur Suppe. Und in der Zwischenzeit bekam Mara dann die Geschenke von ihren Gästen. Das Bild von Ria gefiel ihr sehr gut, und auch das neue Fahrrad, das Mama und ihr gekauft hatten. Von Opa und Oma bekam sie einen riesengroßen Umschlag mit einer Karte und jeder Menge Geld, und auch von ihren beiden Paten Geld. Aber von Tante Lisa bekam sie noch ein wunderschönes T-Shirt und einen goldenen Anhänger in Form eines kleinen Kreuzchens, den Mama ihr umhängte, und von Onkel Klaus eine Armbanduhr mit lila Band, die sie sich selber vor ein paar Wochen ausgesucht hatte.
Dann gab es die Suppe, das Hauptgericht und den Nachtisch, und auf dem Rückweg im Auto hatte Mara den Eindruck, dass sie nie wieder etwas würde essen können.
Aber als sie dann zu Hause ankamen, wo schon die anderen Verwandten und Bekannten auf sie warteten (sowie ein riesengroßer Berg Karten im Flur, so dass die Tür fast nicht mehr aufging), bemerkte sie, dass sie vielleicht doch noch ein bisschen was von ihrem Kuchen haben wollte.

Am Nachmittag tauchten dann auch jede Menge andere Verwandte und Bekannte auf, unter anderem Rias beste Freundin Nicki und ihre Mutter, Tante Lisas Stiefschwester Anna-Maria und ihr Sohn Sebastian.
Mara durfte ganz am Ende des langen Tisches sitzen, den sie im Wohnzimmer aufgebaut hatten, und musste erst einmal für eine ganze Menge Gratulationen und Fotos zur Verfügung stehen, bevor sie sich dann doch über ihren Kuchen hermachen durfte.
Ria und Nicki, die ganz in der Nähe saßen, schlugen schließlich vor, vor dem Abendessen ein bisschen nach draußen zu gehen, was Mama dann sofort dazu brachte, zu rufen: „Mara, dazu ziehst du dir aber was anderes an. Das Kleid brauchen wir morgen früh noch mal.“
Widerwillig zog Mara ihr wunderschönes Kleid aus und eine normale Hose mit einer weißen Bluse an.
Und es war auch gut, dass sie sich umgezogen hatte. Denn als sie, verfolgt von Sebastian, über einen Bach springen wollte, rutschte sie prompt aus und fiel hinein. Ria und Nicki, die den Kinderwagen mit Amina schoben und sich über wen auch immer unterhielten, lachten sich halb tot, was Mara nicht sehr komisch fand. Da Mara aber nun von oben bis unten nass war, machten sie sich direkt wieder auf den Heimweg, und trafen gerade rechtzeitig ein, denn Mama und Tante Lisa und ein paar der anderen Gäste bauten gerade das kalte Buffet fürs Abendessen auf, und Mara schaffte es sogar, ein paar Schinkenhörnchen zu stiebitzen, bevor sie von Mama nach oben geschickt wurde, um sich umzuziehen.
Nach dem Abendessen spielten Mara, Sebastian, Ria und Nicki noch ein paar Spiele und überredeten Mama sogar schließlich, sich ein Video auflegen zu dürfen. Die Erwachsenen saßen in der Zeit am Tisch und redeten und lachten laut. Mara hatte den Eindruck, dass manche Leute, wie Onkel Ernst (der Bruder von Opa), immer lauter lachten je mehr Wein sie getrunken hatten.

Am Abend, als sie im Bett war, fühlte Mara sich rundum wohl. Es war ein wundervoller Tag gewesen.

***

Aber vorbei war ihre Kommunion damit noch nicht so ganz, denn am nächsten Morgen gab es ja auch noch den Dankgottesdienst. Dazu zog Mara wieder ihr schönes Kommunionkleid an, das gestern Gott sei Dank nicht nass geworden war.
In einen kleinen Papierumschlag, den sie ausgeteilt bekommen hatte, packte Mara dann etwas von dem vielen Geld, das sie gestern geschenkt bekommen hatte. Das Geld würde sie, genau wie jedes andere Kommunionkind, für einen guten Zweck spenden.
In der Messe war es nicht mehr ganz so voll wie gestern, aber es waren immer noch sehr viele Leute da. Und dieselben schönen Lieder wurden gesungen.
Zum Mittagessen gab es die Reste von gestern abend, die immer noch mehr waren, als sie essen konnten.
Und Mara lag mittags in einem Liegestuhl im Garten, betrachtete die kleinen weißen Wolken, die am Himmel vorbeikamen, und dachte sich, dass dies wirklich ein ganz besonderes Wochenende für sie gewesen war. Eines, an das sie sich noch sehr lange erinnern würde. Und nicht nur wegen der Geschenke und des Essens.
Und auch nicht nur während der wunderschönen Fotos, die Papa gemacht hatte.
Nein, das war ihr ganz besonderer Tag gewesen. Und sie freute sich, dass alles so gut gelungen war.

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