CREATIVE WRITING

mich hat's einfach so überkommen gestern nacht. sind einfach nur ein paar gedanken. viel spaß!

Momentaufnahme

Draußen ist es Nacht. Ich sitze am Fenster und schaue hinaus. Nach dem Aufruhr und der Lautstärke des Tages ist es jetzt so friedlich, dass man die Stille fast mit Händen greifen kann. Nur vereinzelt kann man noch ein paar Nachtschwärmer auf dem Nachhauseweg sehen. Ab und zu huscht ein Auto durchs Bild. Die, die jetzt noch draußen sind, haben es eilig, nach Hause zu kommen. Sogar das Stimmengewirr im Hof hat aufgehört.
Die nackten Zweige der Birke vor meinem Fenster wehen im leichten Wind, der schon einen Hauch von Frühling mit sich bringt. Der Wind guckt durch mein offenes Fenster, spielt mit dem Vorhang und verschwindet auf demselben Weg lautlos wieder, wie er gekommen ist.
Meine Augen wandern weiter über die schlafende Stadt und ich wundere mich erneut, wie schnell sich Trubel und Lärm in Ruhe und Stille verwandeln können.
Am Himmel steht eine einzige rosa Wolke, vielleicht scheint sie auch nur rosa wegen der vielen Lichter, die überall in den Straßen noch leuchten. Sie verdeckt bestimmt ein paar Sterne. Aber neben ihr glitzern andere Sterne fröhlich und wollen mir mit ihrem Blinken eine gute Nacht wünschen. Ich blinzele zurück, bin noch gar nicht müde.
Ich höre Musik, während ich meine Umgebung betrachte, mit einem so aufmerksamen Auge wie noch nie zuvor. Mir fällt auf, wie gehetzt man doch durchs Leben rennt, ohne sich die Zeit zu nehmen, dem Wind zuzuhören, der von weit her kommt und spannende Geschichten zu erzählen hat oder der einfach nur da ist, dich zart streift und wieder verschwindet. Oder, um über die rosa Wolke nachzudenken. Wer sie wohl rosa gemacht hat? Normalerweise käme ich nie auf die Idee, mich so etwas zu fragen. Aber gerade jetzt überkommt es mich einfach. Vielleicht liegt es an der Dunkelheit.
Nachdem ich den ganzen Tag von Leuten umgeben war, fühle ich mich gerade wie der letzte Mensch auf Erden. Derjenige, der das berühmte Licht ausmacht. Es ist ein seltsames Gefühl. Es macht mich noch nachdenklicher, als es die Stille allein schon tut. Das Gefühl macht mich glücklich und traurig zugleich.
Der letzte Mensch auf Erden sein…. Zeugt das nicht von Stärke? Schließlich habe ich all die anderen überlebt. Ich habe Macht, Mut und Stärke bewiesen. So etwas macht stolz! Aber… der letzte Mensch auf Erden sein… ohne jemanden, dem man seine Gedanken mitteilen kann… ohne jemanden zum Lachen, Weinen oder auch einfach nur zum Schweigen. Das macht mich traurig!
Möchte ich wirklich diesen Moment für immer festhalten? Möchte ich diese traumhaft schreckliche Stille für immer genießen? Vielleicht nicht, wahrscheinlich sogar nicht. Aber noch für eine ganze Weile werde ich wohl den Baum vor meinem Fenster, die müde Stadt vor mir und den Himmel über mir fasziniert betrachten. Es wird mir nicht allzu lange vorkommen, denn ich weiß, dass die Nacht bald vorbei sein wird.
Die Stadt wird zu neuem Leben erwachen. Die Eile der Menschen wird wieder zunehmen. Gelächter, Geschrei, Lärm werden auf der Straße wieder zu hören sein. Der Himmel wird von nachtschwarz zu blau wechseln, die blinkenden Sterne werden mitsamt der rosa Wolke verschwinden, als hätte es sie nie gegeben. Die Sonne wird vom Himmel lachen und versuchen, alle schlechten Gedanken zu vertreiben. Ich werde nicht mehr der letzte Mensch auf Erden sein, sondern umringt von Menschen aller Nationalitäten und Kulturen. Von Menschen, die ich mag und von solchen, die mir egal sind. Nur einer wird mir treu bleiben: Mein Freund der Wind, der mich auch am Tag freundlich empfängt, mir durchs Haar wuschelt und mich umschmeichelt, wie es seine Art ist. Und ich… ich schicke eine Stoßgebet zum Himmel, um Danke zu sagen für all die Dinge, die mir wichtig sind und die sich nie ändern werden.

Also das war einfach...wunderbar.

Ich kenne das Gefühl ganz genau, das du beschreibst. Ich liebe diese Momente auch, diese kleinen unwichtigen Dinge, wie eine Wolke...

danke!

ja, ich finds auch total schön. ich mag diese momente, alleine zu sein und einfach nur die natur zu betrachten, zu fühlen. es sind die ruhigen momente, die ich am meisten liebe. aber ich finde es auch sehr gut, wie du den gegensatz von der freude und traurigkeit, alleine zu sein, dargestellt hast. denn irgendwie stimmt es ja auch. ich glaube man spricht hier von der dialektik des alleinseins, oder? ;-) sehr schön, man kann sich richtig in den moment reinfühlen. :-) thumbs up!

das mit dem gegensatz zwischen freude und traurigkeit ergibt sich bei mir immer, wenn ich zeit genug habe. finde, die beiden sind so sehr miteinander verbunden, dass man das nicht einfach trennen kann. und in momenten wie diesem, wenn man so allein in den nachthimmel starrt, geht das ganz von alleine...