Wie der Titel schon sagt, eine Geschichte über und für meine Cousinen. Natürlich frei erfunden, aber die Personen ähneln sich..Deswegen auch auf Deutsch, denn die meisten davon können noch kein Englisch
Cousinen!!!!
Name: Marije
Alter: 6
Hobbys: lesen
Abneigung: aufräumen, Krieg
besondere Eigenschaft: Schreikunst, Magie
Name: Katja
Alter: 9
Hobbys: Tanzen, Turnen, lesen, spielen
Abneigungen: Hausaufgaben, Schule(vor allem Musik, Franz und Reli), Aufräumen, Krieg, Streit, nervende Jungs
besondere Eigenschaft: Tiersprache
So bin ich: ungeduldig, 1,45 m, schwarze Haare, sehr hübsch, schlank, schnell
Kleidung: schöne Hosen, Tops, Röcke, Kleider, T-Shirt, Radler
Lieblingslied: Dragostea din tei
Name: Annabelle
Alter: 10
Hobbys: turnen, tanzen, reiten, messdienen
Abneigung: Mathematik, Leichtathletik
besondere Eigenschaft: besondere Ahnung von Pferden, Tiersprache
So bin ich: schwarze Locken
Kleidung: Top mit Spitze vorne und beige Schlagjeans
Name: Nicole
Alter: 10
Hobbys: Turnen, Reiten
Abneigung: Hausaufgaben, Leichtathletik
besondere Eigenschaft: Nettigkeit, Tiersprache
So bin ich: schlank, Locken
Kleidung: Top, kurze beige Hose, Ohrringe (Creolen)
Name: Phyllis, genannt Phiss
Alter: 12
Hobbys: Turnen, Reiten
Abneigung: Lesen, Lernen, Früh aufstehen, Leichtathletik
Besondere Eigenschaft: zickig, schwimmen, Kampfsport
Aussehen: klein für ihr Alter
Kleidung: sportlich(weite Sachen, Schlagjeans und Sweatshirt), medizinische Ohrringe
Name: Lena
Alter: 14
Hobbys: Lesen, Reiten
Abneigung: Lernen
Aussehen: lange Haare, Brille
Name: Ena
Alter: 18
Hobbys: tanzen, in die City gehen, schwimmen, Kino, mit Freunden treffen, shoppen, telefonieren
Abneigung: Schulstress, Arbeiten, Streit, wenn andere traurig sind
besondere Eigenschaft: Gedanken lesen, andere besonders gut verstehen
So bin ich: beliebt, verständnisvoll
Lieblingsoutfit: bunte Sommerkleider
Name: Valery
Alter: 19
Hobbies: lesen, Musik, Kino, PC
Abneigung: Angeber, schlechte Laune zu haben, rücksichtslose Drängler
besondere Eigenschaft: Kampfsport, Auto fahren, Magie *g*
So bin ich: selbstbewusst, logisch, unschuldig, dunkelbraune Locken mit mintgrünen Strähnen
Kleidung: Schlagjeans, Tops im 70s-Style, lange Kleider oder Wickelröcke
EIN UNHEIMLICHER SOMMER
Der erste sturmfreie Tag
Sie rannte immer schneller, verfolgt von einer ganzen Horde böser Krieger. Phyllis, genannt Phiss, musste es schaffen, die magische Quelle zu erreichen. Die Krieger kamen näher – „…always forever, near and far…“— einer fasste nach Phiss, aber wo kam die Musik her? –„closer together“—der Radiowecker! Phiss setzte sich im Bett auf und schaute sich im Raum um. Hier würde sie den nächsten Monat verbringen! Während ihre Großeltern im Urlaub waren, durfte sie gemeinsam mit ihren Cousinen hier das Haus hüten. Das Zimmer war voller alter Möbel, aber nun würden sie sich die Zeit nehmen, es erst mal nach ihrem Geschmack einzurichten. Sie waren immerhin erst seit gestern hier.
Phiss stieg aus dem Bett und machte sich auf den Weg, um ihre Cousinen zu wecken. Dieses Haus hatte mehr Schlafzimmer als jedes andere, das sie kannte, so dass jede der Cousinen ein eigenes Schlafzimmer hatte, außer den Zwillingen Annabelle und Nicole, die sich freiwillig eines teilten, und Marije, der Jüngsten, die mit ihrer älteren Schwester zusammen im Zimmer war. Das Schlafzimmer der Großeltern im ersten Stock hatte Phiss selbst besetzt. Im daran anschließenden Raum schlief die älteste der Cousinen, Valery. Im Gegensatz zu Phiss selber hatte diese bereits angefangen, das Zimmer für sich herzurichten. An der Wand war ein kitschiges „Hirsch im Wald“ - Gemälde gegen ein Matrixposter ausgetauscht worden, ein Regal war nun nicht mehr mit alten Figuren, sondern mit Büchern gefüllt. Fertig war aber auch dieses Zimmer noch nicht. „Aufstehen! Unser erster sturmfreier Tag ist da!“ brüllte Phiss. „Jaja, Phiss, schon gut, ich komme ja.“ Valery wühlte sich aus den vielen Decken, die auf dem Doppelbett im Zimmer lagen. „Ich geh die anderen wecken.“ Phiss war schon wieder hinausgesaust. Im Zimmer daneben waren die Zwillinge bereits aufgewacht, als Phiss die Tür so heftig aufriss, dass sie gegen die Wand knallte. Annabelle motzte gleich los: „Sei doch nicht immer so laut, das ist ja furchtbar.“ „Genau.“ pflichtete ihr die Schwester zu.
Phiss seufzte und drehte sich um, um in den zweiten Stock hinaufzulaufen und die restlichen Cousinen zu wecken. Geradeaus gegenüber der Treppe hatte sich Lena eingerichtet. Auch in ihrem Zimmer waren bereits die ersten persönlichen Gegenstände aufgetaucht, und das Dachfenster, das kein Rollo hatte, war bereits mit einem dunklen Tuch verhüllt, um das Licht draußen zu halten. Lena zu wecken war das bisher schwierigste Unterfangen, dass sich Phiss in den Weg stellte. Selbst nach mehreren Versuchen zog sich das vierzehnjährige Mädchen nur das Kissen fester über den Kopf, anstatt aufzustehen. Schließlich gelang es Phiss, ihr mit viel Kraft das Kissen zu entreißen.
Im Zimmer nebenan waren die beiden „Nesthäkchen“ untergebracht…die sechsjährige Marije und die neunjährige Katja, Schwestern und die beiden Jüngsten der Cousinen. Sie waren jedoch bereits wach. Marije hatte sich mit ihrem Puppenhaus beschäftigt, das sie alle zusammen am Abend vorher noch für das drängelnde Mädchen aufgebaut hatten, und Katja las ein Buch über Hexen. Sie liebte alles, was mit Hexerei zusammenhing, genau wie all ihre Cousinen und genau wie diese versuchte sie immer wieder, magische Kräfte zu entwickeln. Mit Marijes tatkräftiger Hilfe weckte sie die letzte der Cousinen, die gerade achtzehn gewordene Ena. Das kleine Zimmerchen, das sie bewohnte, war voll hingeworfener Kleider. Offenbar hatte Ena am Abend zuvor Probleme gehabt, in ihrem noch nicht ausgepackten Koffer ihren Schlafanzug zu finden, und hatte einfach alles hinausgeworfen, um ihn zu finden.
Valery betrat die blitzsaubere Küche und begann langsam, den Frühstückstisch auf der Terrasse für sich und ihre Cousinen zu decken. Der Ausblick auf den großen Garten und das Panorama des Ortes auf der anderen Seit der Bahnlinie machte diese Terrasse zu etwas ganz Besonderem. Ihre Eltern hatten, als sie sie abgeliefert hatten, noch den Kühlschrank, sowie alle anderen Schränke, mit Lebensmitteln gefüllt. Es waren Schokoladenhörnchen da, Milch und Kakao, Brötchen, Wurst und Käse. Valery stellte schnell noch einen kleinen Topf mit Blumen auf den Tisch. Dann sah sie sich noch einmal um., Einen Moment lang fiel ihr auf, dass ein Mann auf dem Parkplatz des angrenzenden Supermarktes stand, sich genau in ihre Richtung drehte und schnell etwas in seiner Tasche verschwinden ließ, was sie auf die Entfernung für eine Kamera hielt. Dann ging der Mann schnellen Schrittes davon und verschwand hinter dem Gebäude. Valerys Aufmerksamkeit wurde von ihren jüngeren Cousinen beansprucht, die nun laut lärmend die Terrasse betraten und sich um die besten Plätze zankten. Nur Lena kam langsam hinterher geschlurft. Sie nahm einfach den verbleibenden Platz ein, blinzelte verschlafen und fragte: „Was haben wir heute so Besonderes vor, dass wir so früh aufstehen müssen.“ „Wir wollen immerhin das Haus vorbereiten, wir wollen es hier doch gemütlich haben.“ rief Ena und biss in ein Schokocroissant. Marije stritt lautstark mit Annabelle um die Milchpackung, die beide gleichzeitig haben wollten, und gaben nicht nach, bis dann auf einmal mit einem lauten Klatschen die Milchpackung aus den Händen der beiden rutschte und auf den Boden fiel. Die Milch lief über den Rand der Terrasse hinunter, wo sie sofort von einer verstrubbelten Nachbarskatze aufgeleckt wurde, während Annabelle beschämt die Milchpackung zurück auf den Tisch holte. Während des Frühstücks waren Wolken aufgezogen, was vor allem Marije und Katja ärgerte, denn sie hatten gehofft, dass alle zusammen am Mittag einen Ausflug zum nahe gelegenen Badesee machen könnten. Wenn es jetzt Regen geben sollte, würde dies wohl ausfallen müssen.
„Ich habe den Tisch schon gedeckt, abräumen muss jemand anderes.“ meinte Valery, stand auf und ging nach oben, um sich dem weiteren Einrichten ihres Zimmers für die nächsten Wochen zu widmen. Schon bald hörte man aus dem Raum eine ihrer Roxette-CDs dudeln. Die Zwillinge trugen artig die Teller und Tassen weg, während Ena die Lebensmittel wegpackte. Katja hatte gerade so die Stuhlauflagen geschnappt, als die Sonne vollends unter den Wolken verschwand.
Lena hatte das Doppelbett an die Wand geschoben und das zusätzliche Bett aus dem Zimmer entfernt. Nun hängt sie einige Poster an der Decke auf, stellte auf ein kleines Regal mehrere Figuren auf und begann dann, die Kleider aus ihrem Koffer in den alten Schrank zu packen, der zuvor voller Tischdecken gewesen war. Nur eine der Decken hatte sie im Raum behalten und als Jalousie für das Fenster benutzt. Zuletzt stellte sie hoch einen kleinen Tisch, der im Vorraum gewesen war, in das Zimmer und breitete ihre Bücher und Schreibsachen darauf aus. Fertig. Es war noch nicht mal Mittag. Sie war sehr stolz auf sich. Ein Blick aus dem Fenster sollte ihr sagen, wie weit das Unwetter, das sich offenbar näherte, bereits auf sie zugekommen war. Stattdessen wurde ihr Blick von einem Wagen mit verdunkelten Scheiben auf sich gezogen, der auf dem Parkplatz des Supermarktes geparkt war. Aus einem der Vorderfenster schaute ein Mann mit einer Sonnenbrille. Er sah irgendwie so klischeehaft böse aus, dass Lena automatisch dachte, sie bilde sich all das nur ein.
Im Zimmer nebenan stritten die beiden Geschwister darum, wessen Bett näher an der Tür stehen dürfte. Mit viel Geschrei schaffte es Marije schließlich, sich durchzusetzen. In diesem Raum waren nun ebenfalls Poster an die Wände geklebt, doch sie zeigten keine Popgruppen oder Filmplakate, sondern Pferde und Hundewelpen. Auf dem Boden verteilten sich bereits Marijes Puppen und auch die Sachen von Katja, denn sie waren beide absolut gegen das Aufräumen.
Im Zimmer nebenan verteilte Ena soeben Bilderrahmen mit Bildern ihrer Clique und Schminksachen über die vielen Regale. Unterbrochen wurde sie von Lena, die hereinkam und sie fragte, ob sie etwas über einen Bösewicht mit Sonnenbrillen wüsste. Das Einzige, was Ena zu diesem Thema einfiel war, dass man am Abend vielleicht noch einmal Men In Black schauen konnte. Lena machte diese Aussage völlig nervös: „Du meinst es hat mit Außerirdischen zu tun?“ „Blödsinn. Das war nur ein Witz. Bestimmt war das irgendein Angeber, der denkt, mit Sonnenbrille und getönten Scheiben wäre er cool. Mach dir keine Gedanken.“
Lena entschied, sich Valery anzuvertrauen. Diese war inzwischen ebenfalls mit ihrem Zimmer fertig, was man vor allem daran erkannte, dass auf der alten Schminkkommode ein modernes Notebook und ein tragbarer CD-Player standen, und CDs und Bücher auf den Regalen und dem Schrank standen. Zu dem Matrix-Poster waren weitere Poster hinzugekommen, von den Beatles und auch von Stonehenge. Doch mit nichts hatte Lena so wenig gerechnet, wie mit Valerys Reaktion: „Was? Du hast ihn auch gesehen? Er schleicht immer noch hier rum?“ Sie erzählte Lena wiederum von ihren Beobachtungen am Morgen.
Winkte hier etwa ein Abenteuer?
Gewitter und Diskussionen
„Das klingt alles total verrückt.“ bemerkte Nicole. „Vielleicht sind das Verbrecher.“ „Ja, und sie wollen den Supermarkt überfallen...oder die Eisenbahn.“ ergänzte Katja grinsend. Sie nahm das Ganze nicht so ernst, nahm es aber auch als Chance. „Wäre das denn nicht eine Chance für uns, endlich zu zeigen dass Magie eine wirksame Waffe ist.“ „Magie.“ sagte Ena spöttisch. „Am besten lesen wir alle noch mal schnell Harry Potter und hören ein paar Bibi-Blocksberg-Kassetten, damit wir auch ja die ganzen Zaubersprüche können, ja?“ Ena war diejenige, die am allerwenigsten daran glaubte, dass Magie möglich war. Selbst Valery, die älter war als sie, beschäftigte sich ausgiebig mit der Möglichkeit wahrer Magie, wie zum Beispiel dem Voodo-Kult oder alten druidischen Ritualen. Die jüngeren Cousinen zogen natürlich die Magie einer Bibi Blocksberg vor, die ein ganz normales Mädchen war und sozusagen nebenberuflich hexte. Aber alle waren sie begeistert von Zaubereien, alle glaubten sie irgendwie in ihrem Herzen an die Magie. Doch ob die Magie wirklich eine Hilfe hierbei sein würde…oder ob es sich wirklich nur um Einbildung und einen Zufall handelte, dass der Mann mit der Sonnenbrille aufgetaucht war, das wusste keine von ihnen so genau. Vorerst mussten sie nun dafür sorgen, dass alle Fentser geschlossen waren und die Gartenstühle hereingeholt wurden, denn die Wolken wurden immer dunkler und bedrohlicher.
„Ich hab Hunger! Wann gibt es Mittagessen?“ fragte Marije, und brachte damit ihre Cousinen auf die Idee, dass man ja tatsächlich langsam kochen könnte, denn es war bereits halb drei Uhr mittags. Nicht nur das Räumen hatte sie aufgehalten, sondern auch die Diskussion über den merkwürdigen Mann.
Sie saßen alle in der Küche und vertilgten gerade die Reste ihrer Nudeln mit Hackfleischsoße, als der erste Blitz den Himmel in gespenstisches Licht tauchte. Inzwischen war es draußen so dunkel geworden, dass es fast so wirkte, als käme bereits die Dämmerung. Marije, Katja und die Zwillinge wirkten nun langsam relativ ängstlich, so dass Valery vorschlug: „Schließen wir alle Rollläden, lassen das Geschirr einfach stehen und gehen in mein Zimmer. Wenn ihr wollt, lese ich euch etwas vor oder so, und wir können und alle zusammenkuscheln, wenn es zu schlimm wird mit dem Gewitter.“ Alle nahmen den Vorschlag dankbar an und gingen hinauf. Die ersten Regentropfen prasselten nun gegen die Fenster, und die acht Mädchen saßen auf dem Bett und hörten sich die Geschichte an, die Valery ihnen vorlas. Wen wundert’s – es war eine Geschichte über Hexerei, allerdings über die Hexerei, die in unserer Gesellschaft wirklich vorkam...Feuerriten bei Vollmond und Kräuterzauber. Es donnerte und blitzte nun in sehr kurzen Abständen, und schließlich passierte das Unvermeidliche – der Strom fiel aus. Im Dunkeln krochen die Mädchen unter den Deckenberg, denn Valery schlief am liebsten mit zehn Decken mindestens, selbst im Sommer wenn es heiß war. Wie lange sie so gelegen hatten, wussten sie nicht, doch das Gewitter tobte immer weiter. Ena war schließlich mutig genug, in die Küche zu gehen und ein paar Brötchen zu belegen, ansonsten verließen sie den ersten Stock nicht, selbst wenn jemand zur Toilette musste, benutzten sie die kleine Toilette auf der Etage, anstatt das große Bad unten zu benutzen. Schließlich endete der erste Tag „sturmfrei“ damit, dass sie alle in ein einziges Bett gekuschelt einschliefen, während das Gewitter draußen ungestört weitertobte.
Die Folgen eines Gewitters
Als am nächsten Morgen die Zeitung eingeworfen wurde, war das Gewitter vorbei. Nur noch ein gleichmäßiger Regen fiel. Valery überflog die Zeitung, bis sie auf eine Schlagzeile stieß, die sie ebenso erfahren hätte, wenn sie auf die Straße gegangen und sich mit den Nachbarinnen unterhalten hätte. Im angrenzenden Supermarkt war eingebrochen worden. Die Täter hatten das Gewitter und den Stromausfall genutzt, um unbemerkt von der Alarmanlage einzudringen. Geld hatte sich zwar keines mehr im Gebäude befunden, aber dafür hatten sie einiges an Gegenständen mitgenommen… seltsame Dinge wie Nadeln, Strohhalme aus echtem Stroh und Duftkerzen, sowie einige Gewürze.
„Wer stiehlt denn solche Dinge?“ fragte Ena verblüfft. Lena war es, die sofort eine Antwort darauf wusste. „Man könnte sicher davon ausgehen, dass ein Ritual damit veranstaltet werden könnte. Gewürze anstelle von Kräutern, Stroh, Kerzen und Nadeln für ein Ritual…das könnte eine spannende Sache sein.“ „Ein Ritual…du meinst, einen Zauber?“ Katja war sofort Feuer und Flamme. Auch Phiss reagierte sofort: „Hier in der Nähe gibt es eine Waldlichtung, die würde sich perfekt für ein solches Ritual eignen. Sie ist hinter dem Wasserfall…ihr wisst schon, da wo wir mal hingewandert sind. Man kann die Lichtung von nirgendwo aus sehen, und es kommen öfter irgendwelche Ökoleute hin, weil dort angeblich starke Energielinien zusammentreffen. Dort könnte so etwas stattfinden.“ „Meint ihr, die Männer in dem verdunkelten Auto gehören dazu?“ fragte Lena. „Du meinst, es könnte eine extrem geheime Sekte sein, die so handelt, oder es wären FBI-Agenten auf der Suche nach den Schuldigen, so wie in Akte X, oder wie?“ fragte Valery. „Es klingt doch mehr wie eine Sache die eine Handvoll Leute als Witz ausgeheckt hat.“ meinte Ena langsam. „Ach, und die haben nur ganz zufällig diese Sache mit der Alarmanlage genutzt? Das klingt irgendwie zu raffiniert für einen dummen kleinen Streich oder eine ungeplante Sache?“ Valery konnte sich dieser These nicht anschließen.
Sie beschlossen, am Nachmittag der besagten Lichtung einen Besuch abzustatten. Annabelle spritzte am nahe gelegenen Wasserfall mit Wasser um sich, während sich Marije die Füße darin abkühlte. Die anderen liefen auf der Lichtung herum und suchten nach irgendwelchen Beweise. Nach etwa einer Stunde, in der sie lediglich zwei leere Zigarettenschachteln, eine alte verrostete Bierdose sowie einen alten Autoreifen gefunden hatte, kam Phiss endlich auf die Idee: „Wir sind doch echt alle bescheuert…wenn jemand gerade erst diese Sachen geklaut hat und will ein magisches Ritual durchführen, dann würde er das doch nicht gestern schon gemacht haben. Erstens, weil das zu auffällig wäre, und zweitens, weil, wenn es wirklich um Magie geht, übermorgen doch das beste Datum dazu wäre.“ „Vollmond! Natürlich!“ rief Lena. „Soll das heißen, wir rennen hier schon den ganzen Mittag ohne ersichtlichen Grund rum?“ rief Ena verärgert. „Ja, das heißt es wohl.“ „Dann gehen wir wohl wieder.“ meinte Valery. Und dann machten sie sich wieder auf den Weg zurück, durch den Wald, in dem seit dem Gewitter Äste auf dem Weg lagen. Dem verkohlten Baum auf der Waldlichtung schenkten sie keine Beachtung, da sie ihn nur für einen Gewitterschaden hielten.
Bei ihrer Heimkehr jedoch machten die Mädchen eine unerfreuliche Entdeckung. Ein Zettel war in den Briefschlitz geschoben worden. Marije hob ihn auf und versuchte, zu entziffern, was in seltsamen roten Buchstaben darauf geschrieben war. „H-A-L-T-E-T…“ „Wenn wir darauf warten, dass du lesen gelernt hast, dann werden wir nie erfahren was auf dem Zettel steht.“ meinte Phiss und nahm Marije den Zettel aus der Hand. Laut las sie vor:
HALTET EUCH AUS DINGEN HERAUS; DIE EUCH NICHTS ANGEHEN MÄDELS: ES IST ZU EUREM BESTEN NICHT ZU ERFAHREN WORUM ES GEHT : NUR DIE EINGEWEIHTEN DER SINUA DÜRFEN DAS GEHEIMNIS WISSEN; WER ES UNVORBEREITET ANFASST WIRD STERBEN UND WER DEM RTITUAL UNERLAUBT BEIWOHNT WIRD AUFS STRENGSTE VON DEN HÜTERN BESTRAFT:
Als Phiss geendet hatte, standen alle erstmal ganz still in der Diele und starrten sie an. „Ein Drohbrief? Das glaube ich ja nicht!“ Valery ergriff das Blatt, stürmte in die Küche und warf es auf den Tisch. Sie ergriff eine Packung Streichhölzer und wollte gerade zeigen, was sie von dieser Art der Kommunikation hielt, als Nicole ihr in den Weg trat. „Wir sollten das zuerst analysieren und es vielleicht sogar aufheben. Da stecken doch Hinweise auf den Täter drin.“ „Wenn man davon absieht, dass sie den Namen ihrer Organisation abgesehen haben, ist da wohl kaum was.“ meinte Ena, zog ihre Schuhe aus und legte die Füße auf den Tisch.
„Oh, da könnte einiges drin sein“ , meinte Lena. „Gehen wir das doch mal durch.“
„Die Eingeweihten der Sinua…“ Phiss überlegte. „Irgendwas sagt mir das Wort Sinua, aber ich wüsste nicht, was.“ „Du meinst bestimmt Sinai“ witzelte Lena.
“Wer ES unvorbereitet anfasst wird sterben….das klingt irgendwie nach „Die Nebel von Avalon. Die heiligen Insignien, die einen umbringen…“ murmelte Valery. „Du liest einfach zuviel. In der Realität gibt es leider keine Druiden, deren Insignien gemeint sein können, genauso wie es hier keine echten Hexen gibt..., Wieso seht ihr das nicht endlich. Selbst wenn diese Leute da so tun als ob sie irgendwas mit Hexen zu tun hätten, dann sind sie nur irgendwelche Spinner, die dran glauben und sich dabei einbilden, es würde wirken. Wir sollten das wirklich tun...uns raushalten, in die Stadt fahren und ein Eis essen oder sonst was. Vergesst doch diese Sinua…es ist nicht unser Problem.“ Ena war nun langsam wirklich genervt.
Doch ihre Cousinen konnten oder wollten es nicht vergessen. Und schon bald sollte auch Ena anfangen, an das Übersinnliche zu glauben….zumindest fast.
Eine schreckliche Nacht
Den Abend verbrachten die acht Cousinen vor dem Fernseher, wo sie sich eine dumme Comedy-Sendung nach der anderen ansahen. Gegen elf Uhr gingen sie dann eine nach der anderen ins Bett.
Die beiden Jüngsten waren die Ersten, die es bemerkten. Marije hatte noch wach gelegen, während Katja bereits eingenickt gewesen war. Ein Geräusch am Fenster weckte auch Katja wieder. Die beiden standen auf und gingen zu dem kleinen Dachfenster, nur um schreiend zurückzuschrecken. Eine riesige Fledermaus war direkt vor dem Fenster. Ihre Augen schimmerten rot. Laut schreiend liefen die beiden Mädchen hinaus in den Vorraum. Lena und Ena, die auf der gleichen Etage schliefen, kamen herbei gerannt, um zu sehen, was los war, doch als sie ins Zimmer gingen und das Licht anschalteten, löste sich die schwarze Fledermaus scheinbar vor ihren Augen in Luft auf. „Sie ist nur weggeflogen.“ versuchte Ena die Kleineren zu trösten. Doch die beiden baten dennoch darum, mit in (Nadjas) Zimmer gehen zu dürfen, um dort weiterzuschlafen.
Ena, die ständige Zweiflerin, war die nächste, die ein Erlebnis dieser Art hatte. Sie war nach dem Zwischenfall mit Marije und Katja gerade wieder eingeschlafen, als sie eine Stimme direkt neben sich hörte. „LASST ES BLEIBEN. VERLASST DIESEN ORT…“ Enas erster Gedanke war ein Streich ihrer Cousinen. Sie rief laut in den Raum: „Ok, ich kenne diese Stelle in Harry Potter auch. Klingt allerdings ein bisschen zu maschinenmäßig, die Stimme. Wo ist das Tonband? Und wo bleibt die Lasershow, hä?“ Doch die Stimme sagte im selben unheimlichen Tonfall: „DU GLAUBST NICHT DOCH DU WIRST SEHEN.“ Langsam wurde es Ena unheimlich zumute. Sie stand auf und lief hinaus. Ihr fiel ein, was den beiden Kleinen gerade passiert war. Das war doch nicht mehr normal. Marije, Katja und Lena mussten alarmiert werden, und dann alle anderen...ob es doch so was wie Magie gab, oder ob vielleicht schlicht und ergreifend eine Technik dieser Sinua dahintersteckte. Es war genug…
Zur gleichen Zeit erlebten eine Etage tiefer Valery und Phiss etwas, was fast ebenso aufregend war… vor ihrem Fenster schienen sich Lichtspiele abzuspielen, die ihnen schöner erschienen als vieles was sie bisher gesehen hatten. Valery dachte daran, dass sie schon immer hatte Nordlichter sehen wollen, Phiss dachte an einen Kinobesuch mit Lasershow, der ihr gut gefallen hatte. Doch diese Lichter schienen sich weder am Himmel noch auf einer Leinwand zu befinden, sondern direkt auf ihr Fenster gestrahlt zu werden. Doch dann wurde der Traum zum Alptraum, als plötzlich ein schriller Schrei erklang.
Sie saßen alle in der Küche. Bis auf die Zwillinge hatte nun jeder von ihnen etwas erlebt, das ihm Angst gemacht hatte.
„Wir müssen so schnell wie möglich herausfinden, was sich nun mit diesen Sinua zutragen wird, es so beweisen können, dass die Polizei es glaubt, und der Spuk ist vorbei. Dann können wir auch den Sommer als ein einziges großes Abenteuer abhaken.“ erklärte Valery. Auch Ena stimmte dem zu: „So bald wir diese Beweise haben, also den Zusammenhang zwischen dem Einbruch und der Gruppe, mit der wir es hier zu tun haben, dann können wir das Ganze beenden.“ „Aber woher bekommen wir diese Beweise?“ wagte Phiss die Logik ihrer Cousinen einzuschränken.
Eine zu leichte Lösung
Doch am nächsten Morgen schienen sich all ihre Probleme in Wohlgefallen aufzulösen. In der Zeitung stand eine winzige Notiz, das der Schuldige ein junger Mann aus einem Nachbarort gewesen war, der nicht gezielt, sondern zufällig für eine Mutprobe eine gewisse Anzahl von Gegenständen gestohlen hatte.
„Das war alles? Deswegen der ganze Aufstand? Nur weil irgendein Typ meint, er müsste was beweisen? Na toll.“ Lena fühlte sich mehr enttäuscht als beruhigt.
Also…was machen wir heute, wenn wir keine Sinua mehr jagen können?“ „Wie wäre es mit Schwimmen? Wir könnten zum Weiher gehen.“ schlug Phiss vor, und ihr Vorschlag wurde einstimmig angenommen.
Den ganzen Tag verbrachten die acht Mädchen am Weiher. Sie lagen auf Matten in der Sonne, spielten Karten, Wasserball, aßen ihre mitgebrachten Brote und kalten Frikadellen und hatten alles in allem jede Menge Spaß. Doch sie alle hätten es nicht abstreiten können: Sie waren enttäuscht.
Valery lag auf dem Rücken auf ihrer Wolldecke und betrachtete die Wollen, die sich langsam am Himmel zusammenzogen. Es würde wohl wieder ein Gewitter geben, wenn auch viel weniger stark als das ein paar Tage zuvor. Vorgestern…wie seltsam, dass man den Tag noch mit einem Wort, das keine Zahl enthielt, beschreiben konnte, obwohl sich so viel ereignet zu haben schien. Und irgendwie passte Valery der Ausgang dieses „Abenteuers“ nicht. Sie hatte irgendwo in sich drin das Gefühl, dass es keineswegs zu Ende war, dass irgendetwas übersehen worden war. Und dann kam ihr die Idee, die ihr eigentlich viel früher hätte kommen können, wenn sie sich nur nicht so völlig auf die Magie konzentriert hatte…nämlich dass es eine sehr technische Möglichkeit geben könnte, die Fragen zu klären, die sie beschäftigten.
Sie würde das überprüfen, sobald sie zu Hause waren.
Wie immer rannte Marije vor den anderen her, und da sie sowieso wieder als erste das Haus betreten würde, hatte Phiss ihr den Schlüssel in die Hand gegeben. „Schaut mal schnell!“ rief Marije, sobald sie den Flur betreten hatte. Sie schwenkte ein Stück Papier. Ihren Cousinen blieb fast das Herz stehen…es war ein weiterer Brief. Es ging also doch noch um etwas anderes.
IHR HATTET UNS AUS EINEM FALSCHEN GRUND GESUCHT: ABER IHR HABT UNSEREN HEILIGEN ORT BESUCHT UND WIR WERDEN EUCH AUCH WEITERHIN NICHT LASSEN: IHR SOLLT GEHEN:
DIE GROSSMEISTER DER SINUA
„Langsam kommt mir das alles etwas seltsam vor…diese Sinua scheinen es darauf anzulegen, uns dazu zu bringen, sie zu finden, und etwas über sie zu erfahren. Das würde doch keine wirkliche Hexengruppe wollen, die würden sich doch bemühen, möglichst wenig Aufsehen zu veranstalten.“ Valery hatte nicht mehr das Gefühl, dass Magie damit zu tun hatte, und sie verlor dieses Gefühl immer schneller. Sie schaute Phiss, Ena und Lena an, und bemerkte, dass diese ihre Meinung teilten. Die Kleineren hingegen starrten sie an, als hätte sie ihnen soeben den Glauben an das Christkind genommen. „Quatsch. Es hat mit Hexerei zu tun. Wir sind durch einen Zufall daraufgekommen, aber Magie ist es trotzdem, und genau deshalb werde ich jetzt Schutzzauber üben.“ erklärte Nicole und spazierte in den Garten. Annabelle, Katja und Marije folgten ihr und schon bald standen sie mit ihren „Zauberstäben“, die sie sich selbst gesucht und zugeschnitzt hatten, im Garten und riefen dazu Worte in einer Fantasiesprache, die keiner außer ihnen verstand, da sie einfach keine Bedeutung hatte. Die vier älteren Mädchen setzten sich auf die Terrasse und begannen zu reden. Valery hingegen verkabelte soeben ihren Laptop und gab dann in eine Internet-Suchmaschine das Wort „Sinua“ ein. Neben der Tatsache, dass das Wort finnischen Ursprungs war, fand sie zu ihrem größten Erstaunen eine Seite, die sich http://www.sinua.de nannte. Sie klickte die Seite an…und hielt die Luft an. „Kommt und seht euch das hier an!“ rief sie erstaunt. Lena, Ena und Phiss beugten sich zu ihr heran und waren ebenfalls völlig verblüfft. Die Seite schien nichts zu enthalten, außer einem Bild, das offenbar die Lichtung hinter dem Wasserfall zeigte, was jedoch nicht auf den ersten Blick deutlich zu erkennen war, da es sich um eine Aquarellzeichnung handelte. „Hier ist sonst nichts? Keine Schrift, nichts anderes?“ fragte Ena verblüfft. „Scheinbar nicht.“ meinte Phiss, und Lena ergänzte: „Naja, immerhin kreativer als hinzuschreiben: Hier sehen sie bald unsere neue Seite, blabla schaut bald mal rein.“ „Wartet, da ist was!“ Valery hatte die Maus langsam über den Bildschirm bewegt, und diese hatte an einer Stelle der Seite einen Link angezeigt. „Der Baum!“ schrie Phiss. „Die Seite muss erst gestern oder heute gemacht worden sein, denn der Baum wurde doch beim Gewitter erst verkohlt, oder doch nicht?“ „Wenn dieser Baum der Schlüssel ist, dann waren wir auf einer völlig falschen Spur.“ Lena schüttelte verblüfft den Kopf. Wie hatten sie nur so blind sein können?
Valery hatte währenddessen den Link angeklickt, und nun erschien in derselben blutroten Schrift, die sie von den Briefen kannten, auf schwarzem Untergrund, ein ganzer Text.
Willkommen bei der Bruderschaft der Sinua.
Wir zeigen euch die Geheimnisse dieser Welt, die Geheimnisse in eurem eigenen Leben.
Unsere Prinzipien sind einfach und wir sind für alle offen.
Die Sinua werden von den drei Großmeistern J, M und T geleitet.
„Wow, wir haben was gefunden!!“ Phiss fiel vor Begeisterung fast vom Stuhl. „Na, was hält uns nun noch auf?“ „Die Tatsache, dass erst morgen Vollmond ist.“ antwortete Lena trocken.
Ein Tag des Wartens
Am nächsten Tag hatten die Mädchen nichts anderes vor, als zu warten. Sie saßen im Garten und lasen alles Erdenkliche über Magie, Sekten, Gruppen und sonstige Naturrituale nach. Keine unheimlichen Ereignisse in der Nacht, keine unheimlichen Männer auf dem Parkplatz, keine Neuigkeiten in der Zeitung.
„Wisst ihr, dass ich mir unsere Zeit hier genau so vorgestellt habe? Kochen und Aufräumen, okay, und ansonsten Freizeit ohne Ende, kein Druck, nichts.“ Ena streckte sich auf ihrem Liegestuhl aus. Valery grinste. „Irgendwie würden wir uns dann doch beschweren, dass es viel zu langweilig ist. Wenn du das schon fast ne Woche so machen würdest, dann würdest du was an dich kriegen, wenn du einen Liegestuhl auch nur siehst, nicht wahr?“ Annabelle rannte vorbei, um einen Ball zurückzuholen, der beim Spielen mit Nicole, Katja und Marije in die Hecke hinter den älteren Mädchen geflogen war.
„Ist denn die Post schon da?“ erkundigte sich Phiss. „Ja. Eine Werbesendung, eine Arztrechnung für Opa, und sonst nichts.“ antwortete Ena. „keine Drohungen, keine sonstigen Sachen. Nichts was uns interessieren würde.“
“Wie wäre es, wenn wir heute Abend mal einen Film zusammen anschauen? Einen ohne Hexen, ohne Spannung, etwas völlig Sinnloses. Einen Highschool-Film oder so was vielleicht? schlug Valery vor. „Au ja!“
Ein leichtes Gewitter vertrieb die Mädchen schließlich aus dem Garten, und sie verzogen sich bereits nach drinnen ins Wohnzimmer, schalteten allerdings den Fernseher noch nicht an. Zwei Stunden später war de Spuk völlig vorbei und sie legten eine Videokassette ein. Chips essend genossen sie ihren Abend, als plötzlich die Hintertür zufiel. Erschrocken sprangen sie alle auf. „Was sollen wir machen, da ist jemand im Haus.“ murmelte Nicole ängstlich. „Schnappt euch irgendwas, womit wir uns wehren können.“ gab Lena Anweisung. Bewaffnet mit leeren Wasserflaschen, einem Schirm, einem hölzernen Brieföffner sowie Geschossen aus alten Zeitungen traten sie in die Diele hinaus.
Ein Schatten bewegte sich in der Küche. Sie traten ganz langsam auf den Schatten zu und Valery drückte den Lichtschalter. Unter verschiedensten Kampfschreien in ihrer eigenen Sprache hoben die Mädchen ihre Waffen…sehr zum Erstaunen von Phiss’ Mutter Lena. „Ich bin vorbeigekommen, um nachzusehen ob alles klar ist, und um ein paar Törtchen vorbeizubringen. Was ist hier los?“ „Och, wir spielen Hexen gegen die böse Magie, und wir kommen grade von oben, und da ist jemand in der Küche…Wir- äh- haben uns wohl etwas zu sehr reingesteigert, sorry.“ murmelte Phiss.
Vollmond
Der große Tag dämmerte. Phiss hatte wieder einen wilden Traum gehabt, diesmal war die magische Quelle aber seltsamerweise hinter dem Wasserfall verborgen. Phiss schreckte hoch, nachdem der Wasserfall so gefroren war, dass sie ihn nicht durchdringen konnte, und einer der Bäume plötzlich anfing, „Aufstehen, Vollmond!“ zu rufen, und das auch noch mit den Stimmen von Nicole und Annabelle. Seufzend erhob sie sich.
Heute abend würde es also passieren. Vollmond. Was genau es wohl sein würde? Hoffentlich kamen keine Tieropfer oder Ähnliches darin vor, sonst wären sie daran schuld, wenn die Kleinen nie wieder schlafen könnten. Sie würde mal mit Lena, Ena und Valery reden müssen, ob man sie überhaupt mitnehmen sollte zur Lichtung. Doch als sie sah, wie kribbelig die Kinder waren und es kaum mehr abwarten konnten, bis es endlich dunkel wurde, verwarf sie diesen Gedanken schnell wieder.
„Okay, haben wir alles?“ fragte Lena. „Taschenlampen, Tempos, Handy für den Notfall, Pflaster, Bonbons“ „Wozu Bonbons?“ unterbrach Ena. „Na, falls wir Lust drauf kriegen.“ „Und nicht zuletzt die Zauberstäbe.“ Lena klang ein bisschen so, als glaube sie gar nicht daran, dass diese etwas nützen würden, doch auf Drängen der Kleinen hatten auch die vier älteren Cousinen sich am Nachmittag Zauberstäbe zurechtgeschnitzt. Es dämmerte bereits, als sie losliefen und sich auf den Weg zu der Lichtung machten. So lange sie sich noch im Ort befanden, machte die Nachtwanderung Spaß, doch als sie erst am Sportplatz vorbei waren und den Ort verlassen hatten, begannen sich die Jüngeren doch an die Hände der älteren Mädchen zu klammern. Nach einer Ewigkeit, wie es schien, erreichten sie die Lichtung. Diese wurde von einem großen Feuer erhellt, und drei Personen in dunklen Umhängen standen an diesem Feuer. Sie sprachen Worte, die keine von ihnen verstand, und Valery bekam das unerklärliche Gefühl, dass dies deswegen so war, weil die Sprache nicht existierte und einfach erfunden war, genau wie die Zaubersprüche der Mädchen.
Der kleinste der Männer am Feuer trat nun auf den Baum zu, nahm einen glänzenden Gegenstand heraus, und kam zurück ans Feuer. Sie hörten den seltsamen Worten zu, sahen zu, wie die Männer Kräuter ins Feuer warfen, und dann geschah es. Der Mann, der in der Mitte stand, drehte sich um und sagte mit künstlich verstellter Stimme: „Tretet ans Feuer, Marije, Katja, Nicole, Annabelle, Phiss, Lena, Ena, Valery.“ Sie schraken zurück.
Die Männer drehten sich um und kamen auf sie zu. Der Kleinste hob den glitzernden Gegenstand und ein gleißend helles Licht füllte die Lichtung. „Ihr solltet eurer Gesichter sehen!“ rief der Kleinste. „Naja, dafür haben wir ja das Foto.“ In Phiss’ Kopf machte es „klick“. Diese Stimme kannte sie doch…“Tim? Du steckst dahinter?“ Sie trat auf den kleinsten Mann, der niemand anderes war als ihr Bruder zu, und riss ihm die Kapuze vom Kopf. Lachend zogen nun auch die beiden anderen Männer ihre Kapuzen ab. Jonas und Michael, die beiden ältesten Cousins. „Na, wie gefiel euch euer Abenteuer?“ fragte Michael, immer noch lachend. „Ihr habt das alles geplant?“ Valery konnte es kaum glauben. „Na, wer hätte sonst Tonbänder und Scheinwerfer in Omas Haus verstecken, eine Internetseite aufstellen können und dabei wissen, wo ihr gewesen seit?“ „Der Einbruch hatte allerdings nichts damit zu tun.“ ergänzte Jonas. Die Briefe, nur etwas anders formuliert, hättet ihr auch bekommen, wenn es ihn nicht gegeben hätte…aber die falsche Fährte hat es ja nur noch spannender gemacht, nicht wahr??“ „Ihr verdient eine Bestrafung, Großmeister der Sinua.“ sagte Lena mit unheimlicher Stimme. „Angriff, Mädels!“ Und unter lautem Zitieren ihrer Zaubersprüche zerrten die Mädchen ihre Cousins zum Wasserfall und stießen sie samt der langen Kapuzenumhänge ins Wasser.