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Creative writing

CREATIVE WRITING


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Dieses Thema hat 72 Antworten
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Mone Offline



Beiträge: 239

12.10.2007 00:50
#46 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

14 Ein Abschied für immer?!

Patrick griff nach Saskias Hand. Er sagte kein Wort, aber Saskia hatte den Eindruck, dass ihm der Abschied furchtbar schwer fiel. Er hatte die Stirn in Falten gelegt und irgendwie sah er aus, als ob er die Tränen nicht mehr lange zurückhalten konnte. Saskia trat noch einen Schritt näher. Sie schloss die Augen und legte ihren Kopf an seiner Schulter. Es war wie immer. Kaum hatte sie jemanden gefunden, der sich für sie interessierte, der ihr jeden Wunsch von den Augen ablas, schon musste sie wieder gehen. Sie hatte sich fast schon damit abgefunden, dass in ihrem Leben nie etwas einfach laufen konnte. Aber eben nur fast. Eine Träne tropfte auf Patricks Pulli. Saskia schniefte und hob den Kopf um Patrick in die Augen zu sehen.
Patrick schaute traurig und erschüttert auf Saskia hinunter. Jetzt weinte sie auch noch! Das konnte er einfach nicht mit ansehen. Er schloss die Augen, beugte sich zu ihr und küsste sie zum Abschied.
Sie standen minutenlang eng umschlungen auf dem Bahnsteig, bis Saskia sich räusperte und sagte: „Du, ich glaub, die warten nicht länger auf mich. Ich muss da jetzt einsteigen. Ich melde mich von unterwegs und wenn ich angekommen bin, okay?!“ Patrick nickte nur. Immer wenn er emotional sehr angegriffen war, konnte er nicht reden. Er hatte dann manchmal sogar Probleme mit dem Lippenlesen. So furchtbar wie in diesem Moment hatte er sich nie gefühlt. All die unbeantworteten Fragen, die es noch zwischen ihnen gab! Wie sollte es nur weitergehen?
Saskia schnappte sich ihren Rucksack - ihr Koffer stand schon im Abteil - und drehte sich ohne noch einmal zu Patrick zu sehen dem Zug zu. Sie stieg ein und nur Sekundenbruchteile später fuhr der Zug an und lies einen am Boden zerschmetterten Patrick zurück. Noch Minuten später sah er dem längst verschwundenen Zug nach. Dann schlurfte er langsam Richtung Ausgang.
Saskia ließ sich auf ihren Sitz fallen. Sie war glücklicherweise allein im Abteil und konnte so endlich ihren Tränen freien Lauf lassen. Nie hätte sie sich träumen lassen, dass ihre Chance auf beruflichen Erfolg durch ihr Verhältnis zu Patrick überschattet würde, aber sie konnte sich kaum darauf konzentrieren, was sie alles erwarten würde. Sie konnte nur daran denken, was sie ohne Patrick machen würde. Wie hatte sie sich nur so schnell an ihn gewöhnen können? Sie kannten sich kaum, und doch hatte sie das Gefühl, dass sie ihr ganzes Leben lang nur auf ihn gewartet hatte. Und nun musste sie diesen Menschen, der ihr so sehr ans Herz gewachsen war, schon wieder verlassen. Sie starrte aus dem Fenster auf die triste Landschaft, die an ihr vorüber zog, und weinte still vor sich hin.
Zur selben Zeit wanderte Patrick einsam nach Hause zu seiner Wohnung. Er öffnete die Haustür, ignorierte den vollen Briefkasten und ging direkt die Treppe hinauf. Als er seine Wohnungstür aufschloss, hielt er kurz inne und warf einen Blick auf Saskias Wohnungstür und das verwaiste Klingelschild, das daran befestigt war. Er seufzte und betrat seine Wohnung. Sie kam ihm leer vor, obwohl er nie mit Saskia zusammengewohnt hatte. Aber er hatte sich so sehr an sie gewöhnt, und daran, dass sie vorbeikam, um mit ihm zu reden, dass er es kaum fassen konnte, dass sie nicht mehr da war. Es fühlte sich fast so an, als wäre sie gestorben. Er zuckte zusammen. Sein Handy hatte vibriert. Er klappte es auf. Eine neue Nachricht. Er öffnete sie: „Lieber Patrick. Ich sitze im Zug & denke daran, wie schön es wäre, wenn ich jetzt bei dir wäre. Aber leider bin ich unterwegs. Ich vermisse dich jetzt schon. Werde mich ganz oft melden und dich nie vergessen. KUSS“
Patrick klappte das Handy wieder zu und ging zum Fenster, von dem er einen wunderschönen Blick auf die Altstadt hatte. Er seufzte. Nichts war so, wie er es sich erhofft hatte. Die Stadt, die er sich als Heimat ausgesucht hatte, hatte sich nicht als die Stadt seiner Träume erwiesen, denn die Person, die diese Stadt für ihn noch reizvoller gemacht hatte, war verschwunden aus seinem Leben. Würde er sie bald wieder sehen?! Er schniefte. Mann, nie hätte er gedacht, dass ihm eine Frau so wichtig werden könnte. Nie. Vor allem hatte er sich ja geschworen, sich nie mehr so sehr auf einen andern Menschen einzulassen, nach all den Enttäuschungen, die er erlebt hatte. Aber seine Vorsätze waren beim Teufel. Er wollte diese Frau, nur sie. Aber sie war weit weg und die Entfernung würde sich nicht so einfach überbrücken lassen. Er fluchte und ließ sich aufs Sofa fallen.
Patrick starrte die Decke an. Er hatte gut Lust, einfach den nächsten Zug zu nehmen und hinter Saskia her zu fahren. Aber das würde die Situation ja auch nicht ändern, meldete sich sein Verstand zu Wort. Es hatte einfach keinen Sinn.
Seine Gedanken begannen, sich im Kreis zu drehen. Er hasste diese Momente, wenn aus einer auswegslosen Situation praktisch eine Katastrophe wurde. Er drehte sich auf die Seite und starrte auf den schwarzen Fernsehbildschirm. Patrick griff zur Fernbedienung und schaltete die Glotze an. Talkshow. Na, wunderbar. Aber immerhin. Vielleicht lenkte es ihn ab. Je mehr er hinsah, umso träger fühlte er sich. Und schließlich hatte die Nachdenklichkeit ein Ende und er fiel in einen unruhigen Schlaf.

coop Offline



Beiträge: 372

28.10.2007 16:00
#47 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

also doch keine blockade?? weiter weiter weiter....

Mone Offline



Beiträge: 239

03.11.2007 21:25
#48 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

hihi

coop Offline



Beiträge: 372

10.11.2007 19:45
#49 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

nix hihi ich will mehr

SugarAnnie Offline



Beiträge: 396

11.11.2007 10:51
#50 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

Genau...gute Geschichten machen nämlich süchtig.
(Zu schade, dass ich DAS nicht als Thema meiner Magisterarbeit behandeln kann:-) )

Gast
Beiträge:

31.05.2008 13:33
#51 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

15 Erste Schritte

Als Patrick am nächsten Morgen die Augen aufschlug, brach sofort alles wieder über ihn herein. Das Gefühl der Leere, das er am Tag zuvor schon gehabt hatte, war auch wieder da. Er seufzte, drehte sich im Bett um und zog die Decke über den Kopf. Nur leider half das alles nichts gegen die Gedanken, die durch seinen Kopf huschten. Was, wenn es Saskia dort so gefiel, dass sie nicht so oft nach Heidelberg kommen würde, wie sie es versprochen hatte? Was, wenn sie dort jemanden kennen lernte, der ihr besser gefiel? Jemand, der hören konnte? Der sich mit ihrer Musik auskannte? Die Fragen stürmten nur so auf Patrick ein. Er wünschte sich, sein Gehirn auf Autopiloten umstellen zu können. Aber es funktionierte einfach nicht. Mit einem wütenden Schwung warf er die Bettdecke von sich und tappte mit nackten Füßen in die Küche, um sich ein Wasser zu holen. Er durfte sich einfach nicht so runterziehen lassen. Er musste da jetzt einfach durch.
Saskia schlug fast zur selben Zeit nur einige hundert Kilometer entfernt die Augen auf. Sie blinzelte erschrocken um sich. Wo war sie? Das war nicht ihr Zimmer! Panisch wurde sie mit einem Schlag richtig wach und setzte sich im Bett auf. Ach, jetzt, jetzt kam alles wieder. Sie war schon in Dresden. War gestern Abend spät angekommen und hatte sich sofort ins Bett gelegt. Zum Glück hatte ihr Professor Grandini diese Adresse gegeben. Er hatte Freunde in Dresden, die Zimmer an Studenten vermieteten und so war Saskia in dieser Wohnung gelandet. Das Zimmer war klein und seit mindestens einem Jahr nicht mehr bewohnt gewesen. Zumindest roch es so. Etwas angestaubt und muffig eben. Toll. Aber Saskia würde in nächster Zeit wohl kaum Zeit genug haben, sich auch noch nach einer Wohnung umzusehen. Naja. Die Wochenenden wollte sie sowieso so oft wie möglich in Heidelberg bei Patrick verbringen. Ach, Patrick, seufzte Saskia. Warum musste es nur so kompliziert sein? Da hatte sie endlich jemanden gefunden und nun wohnte der am andern Ende der Welt. Zumindest fühlte es sich so an. Denn sie wusste, dass sie es sich wohl kaum würde leisten können, jedes Wochenende nach Heidelberg zu fahren und er hatte auch nicht das Geld zu ihr zu kommen, nachdem er seine Wohnung so teuer eingerichtet hatte. Sie seufzte wieder und schwang sich aus dem Bett. Wo war nur ihr Handy? Sie musste ihm eine Nachricht hinterlassen. Himmel! Dieses Ding verschwand aber auch immer. Nie wieder würde sie sich ein so kleines Handy andrehen lassen. Ach, da! In der Tasche ihrer Jeans. Sie griff danach und tippte: Hallo Patrick! Hoffe, du hast gut geschlafen. Es ist komisch in der Fremde. Aber sonst geht es mir gut! Kuss Saskia

Mone Offline



Beiträge: 239

31.05.2008 13:53
#52 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

16 Der erste Tag allein

Als Patrick das Handy neben sich vibrieren spürte, zog er widerwillig die Decke von seinem Kopf weg. Es war sicher eh nur seine Mutter, die ihm mal wieder vorheulen wollte, wie langweilig und einsam es doch zu Hause ohne ihn sei. Er konnte es nicht mehr hören. Seit er ausgezogen war, kamen ständig Nachrichten von seiner Mutter, die ihn implizit dazu aufforderten wieder zurück zu kommen. Aber das wollte er nicht. Im Moment spielte er eher mit dem Gedanken an einen erneuten Umzug. Diesmal nach Dresden. Denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie er die Zeit ohne Saskia hier allein verbringen sollte. Wenn er nur nicht hier genau das Studienangebot gefunden hätte, das er überall gesucht hatte, in Verbindung mit einer sehr schönen Universitätsstadt. Es war einfach zum Davonlaufen.
Patrick griff nach seinem Handy. Nein, keine Nachricht von seiner Mutter. Saskia hatte geschrieben. Womöglich gleich nachdem sie wach geworden war. Vermisste sie ihn auch wie er sie? Es sah zumindest danach aus. Mit einem Lächeln auf den Lippen las er ihre Nachricht und schrieb sofort zurück. Es wurde ihm nur allzu schnell bewusst, dass das der Kontakt sein wüde, den sie in den nächsten Wochen am meisten pflegen würden. Nachdem er die Nachricht abgeschickt hatte, lehnte er sich im Bett zurück und begann zu grübeln. Zum ersten Mal in seinem Leben fing er an sich zu wünschen, nicht taub zu sein. Wenn er hören könnte, hätte er vielleicht wenigstens noch den Klang ihrer Stimme im Ohr und könnte sich diesen ins Gedächtnis rufen. Aber da war nichts. Daran gab es keine Erinnerung. Leider. Er vergrub seinen Kopf in die Kissen und versuchte, seine Gedanken auszuschalten. Es gelang ihm nur bedingt.
Nach einigen Minuten setzte er sich abrupt im Bett auf. Nein, es konnte so nicht funktionieren. Er konnte nicht den ganzen Tag im Bett verbringen und darüber nachdenken, wie schön es doch wäre, nicht allein zu sein. Das würde ihn nur noch depressiver machen, als er ohnehin schon war. Mit einem entschlossenen Schwung setzte er sich auf und kramte nach seinen Schuhen, die sich wie immer irgendwo unter seinem Bett versteckt hatten. Er stand auf und schlurfte in die Küche, um wenigstens richtig zu frühstücken. Fluchend wurde ihm klar, das er vergessen hatte, einzukaufen. Es war nichts, aber auch gar nichts mehr zu essen im Kühlschrank. Wutschnaubend ging er sich anziehen, um zum Supermarkt um die Ecke zu gehen. Vielleicht gab es da ja wenigstens noch Brötchen.
Im Supermarkt angekommen fand er tatsächlich gleich alles, was er kaufen wollte. Als er jedoch zur Kasse ging und nach seinem Portemonnaie greifen wollte, fiel ihm ein, dass er dieses natürlich auf dem Nachttisch hatte liegen lassen. Er gab einen lauten Fluch von sich, der auf Grund seiner Ungewöhnlichkeit die Blicke der Umstehenden auf sich zog. Zum ersten Mal in seinem Leben brachte ihn dies so richtig zur Weißglut. Er fing an, die Gaffenden laut zu beschimpfen, was die Sache eher noch verschlechterte, weil er auf Grund seiner Behinderung undeutlich sprach und die Laute nicht immer genau traf. Er schimpfte so lange, bis der Geschäftsführer aus seinem Büro kam und ihn freundlich bat, doch bitte den Supermarkt zu verlassen, weil er nicht zulassen könne, dass seine Kunden angegriffen würden. Patrick starrte ihn wütend an, räumte aber ohne Einwände das Feld und ging beschämt nach Hause. So kannte er sich einfach nicht. Würde er eben heute nichts essen, es war ihm eh nicht danach.
Als er zu Hause angekommen war, schaltete er den Fernseher ein, setzte sich davor und ließ eine schwachsinnige Sendung nach der anderen über sich ergehen. Er hatte einfach nicht den Schwung, sich aufzuraffen und etwas zu tun, sei es für sich selbst noch für die Uni. Er hatte im Moment einfach keine Lust mehr. Er saß lange fast unbeweglich auf dem Sofa und starrte blicklos auf den Fernseher. So lange bis es so dunkel im Zimmer war, dass er seine eigene Hand nicht mehr vor Augen sah. Er schaltete den Fernseher aus und ging ohne weitere Umwege ins Bett. Er legte sich hin und schlief sofort ein, ohne auch nur das Licht im Schlafzimmer auszuschalten.

Saskias Tag hatte im Gegenzug dazu sehr viel aufregender begonnen. Professor Grandinis Freundin, bei der sie untergekommen war, hatte um kurz nach zehn an der Tür geklopft und ihr Bescheid gegeben, dass der Professor eben angerufen habe und ihr für den ersten Tag alles Gute gewünscht hatte. Saskia hatte sich schweren Herzens von der Nachricht von Patrick losgerissen, die sie mehrmals gelesen hatte, bis sie vor lauter Tränen in den Augen unlesbar geworden war. Danach war sie aufgestanden und hatte zu ihrer Überraschung einen gedeckten Frühstückstisch vorgefunden, der, wie sie von Margarete, der Freundin von Professor Grandini, erfahren hatte, eine besondere Zugabe war für ihren ersten Tag. Sie hatte sich überschwänglich bedankt, aber leider dann kaum einen Bissen hinunter gekriegt, weil sie so aufgeregt war, vor dem, was auf sie zukam.
Um ein Uhr hatte Saskia einen Termin gehabt in der Oper beim Intendanten, der sie herzlich willkommen geheißen und sie sogleich dem Dirigenten des Orchesters, Herrn Calderón, vorgestellt hatte. Dieser hatte sie umgehend um eine „Kostprobe ihres Könnens“ gebeten, wie er es formuliert hatte, so schwülstig wie er sprach. Saskia hatte ihm den Gefallen getan. Nachdem sie ihm ihr Lieblingsstück vorgespielt hatte, dem Calderón andächtig und mit geschlossenen Augen gelauscht hatte, hatte dieser sich selbst zu einer so kompetenten Flötistin beglückwünscht und sie zu einer ersten Probe am nächsten Tag eingeladen. Saskia hatte wie auf Wolken schwebend die Oper verlassen. Für einen Moment hatte sie sogar den Schmerz um die Trennung von Patrick vergessen.
Da sie noch einen halben Tag ohne Termin vor sich hatte, war sie noch ein wenig die Stadt besichtigen gegangen, um sich einen ersten Eindruck von ihrer neuen Heimat zu verschaffen. Dresden war schön, nicht ganz so schön wie Heidelberg natürlich, aber in Ordnung. Bei dem Gedanken an Heidelberg war ihr auch Patrick wieder eingefallen, sie hatte sich extrem dafür geschämt, dass sie ihn hatte ausblenden können und hatte daher beschlossen, nachdem sie die Frauenkirche besichtigt hatte, wieder zurück zu Margarete zu fahren und sich ihr Zimmer noch einzurichten, bevor sie mit dem Üben der Stücke anfing, die der Majestro morgen spielen wollte.
Margarete war natürlich schrecklich neugierig gewesen, als Saskia von ihrem ersten Ausflug Schrägstrich Arbeitstag zurückgekommen war und hatte sie schon an der Tür mit einem neugierigen „Und? Wie war’s?“ empfangen. Saskia hatte versucht ihre Eindrücke so neutral wie möglich zu formulieren, weil sie in ihrem Innern Patrick gegenüber ein rabenschwarzes Gewissen hatte, weil es ihr so gut ging. Aber ihr Enthusiasmus war trotzdem durchgekommen und die Geschichte ihres Tages war nur so aus ihr herausgesprudelt vor Freude.
Erst als sie wieder in ihrem Zimmerchen und in ihrem Bett war, war ihr aufgegangen, dass sie Patrick noch eine Nachricht hatte schreiben wollen. Sie hatte einen Blick auf die Uhr geworfen, 0.20 Uhr, und hatte dann beschlossen, ihn nicht mehr zu wecken, weil sie wusste, dass er immer früh schlafen ging. Erschöpft war sie wenige Minuten später eingeschlafen.

SugarAnnie Offline



Beiträge: 396

01.06.2008 17:25
#53 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

Ooh, ein neues Kapitel!
Das ist aber mal eine schöne Überraschung.
Und es gefällt mir genauso gut wie alle anderen davor.
Das ist vielleicht jetzt kein kreativer Kommentar, aber der einzige, der mir einfällt.

Mone Offline



Beiträge: 239

02.06.2008 21:01
#54 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

ui, danke... ich werd ja rot... ich hatte mal wieder zeit und muße und hab gedacht, das muss mal wieder sein.
forsetzung folgt... ;)

Mone Offline



Beiträge: 239

05.06.2008 18:41
#55 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

17 Alles anders

Patrick wartete die ganze Nacht auf eine Nachricht von Sandra. Er fiel immer wieder in einen kurzen unruhigen Schlaf, wälzte sich von einer Seite zur anderen, ohne wirklich Ruhe zu finden. Er hatte sich in der kurzen Zeit so sehr daran gewöhnt, dass Saskia da war, dass es für ihn fast unmöglich wirkte, ohne sie zu leben. Mit diesem Gedanken wurde er auch an diesem Tag wach. Nichts hatte sich seit gestern geändert, aber alles war anders gegenüber dem, wie er es gewohnt war. Es war einfach furchtbar.
Er beschloss an diesem Tag an die Uni zu gehen. Einfach um sich abzulenken. Denn er wusste, noch einen solchen langweiligen Tag zu Hause ohne sie und er würde durchdrehen. Er ging ins Bad, zog sich an, packte seine Tasche und verließ die Wohnung ohne zu frühstücken.
Die Fahrt zur Uni zog sich schrecklich. Der Bus hatte schon Verspätung gehabt, als er an Patricks Haltestelle angekommen zwar, aber jetzt hatte er nicht nur noch mehr Verspätung, sondern stand auch noch im Stau. Mehrere Studenten, alle natürlich auf dem Weg zur Vorlesung im Gegensatz zu Patrick, der eigentlich frei hatte, waren schon nach vorne zum Fahrer gegangen und hatten ihn darum gebeten, einfach aussteigen zu dürfen. Leider ohne Erfolg, denn der Fahrer durfte seine Fahrgäste nicht einfach unterwegs aussteigen lassen. Das war wegen der Versicherung verboten. Also gingen sie mit hängenden Schultern wieder an ihren Platz zurück und überlegten sich, wie sie nun ihre Fehltermine organisieren könnten.
Patrick schien das Treiben im Bus nicht wirklich zu interessieren, was auch der jungen Frau auffiel, die ihm auf einem Viererplatz gegenüber saß. Sie rückte einen Platz zur Seite, um ihn besser zu sehen und sprach ihn dann an:
„So’n Mist aber auch. Wenn man ein einziges Mal zur Vorlesung will, dann passiert sowas. Hast du auch was Interessantes jetzt? Ich bin übrigens Hannah.“
Patrick schaute sie überrascht an, denn es war für eine Seltenheit, dass ihn einfach so jemand ansprach. Wie sollte er nur darauf reagieren? Er überlegte kurz, bevor ihm eine Idee kam. Er zeigte mit dem Zeigefinger auf seinen Hals und hustete kurz.
„Och du Ärmster, so erkältet, dass du gar nicht mehr sprechen kannst? Das ist ja furchtbar. Also ich kenne da ein Allheilmittel. Du nimmst eine Tasse heißes Wasser und legst ein Stück Ingwer hinein. Brennt tierisch im Hals, aber es hilft.“ Sie lächelte. „Ich bin da nämlich auch sehr empfindlich.“
Zuviel Info, die ich nicht wissen will, dachte Patrick. Dennoch lächelte er höflich zurück, schließlich hatte er ja wenigstens Manieren, wenn er auch keine Lust hatte zu reden beziehungsweise lang und breit zu überlegen, wie er seine Behinderung erklären sollte. Er drehte den Kopf zur Seite und schaute aus dem Fenster. Was Saskia jetzt wohl tat?
Die Studentin gegenüber ließ nicht locker, sondern plapperte munter weiter, was er aus dem Augenwinkel wahrnahm.
„Ist aber auch ein Scheißwetter, oder?! Da muss man ja einfach krank werden! Was studierst du denn? Ich studiere BWL.“
Das hatte er sich ob ihrer Aufmachung nun schon einmal gedacht. Denn seiner Meinung nach gingen nur BWL- und Jurastudentinnen so aufgetakelt an die Uni. Wieder verglich er Hannah mit Saskia und es ging ihm auf, wie natürlich Saskia doch wirkte. Er seufzte tonlos.
„… hab ich zu ihm gesagt. Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“ fragte sie ziemlich erbost, da ihr aufgefallen war, dass er überhaupt keine Zeichen gab, ob er sie verstand oder nicht. Da Patrick aber nicht nur den Kopf zur Seite gedreht hatte, sondern auch noch mit den Gedanken vollkommen abwesend war, bemerkte er ihre Worte natürlich nicht. Sie fing an sich lautstark über ihn aufzuregen.
„Tut mir ja Leid, wenn ich dich in deinen Gedanken unterbrochen hab, aber das kann man mir doch sagen, oder mir zumindest ein Zeichen geben. Man muss doch nicht gleich so unhöflich sein und mich einfach ignorieren. Das ist nämlich eine Frechheit, eine Frechheit sondersgleichen, die ich mir nicht bieten lassen muss. Machst du das mit allen Frauen so? Kein Wunder, dass du da so einsam gesessen hast. In Sachen Smalltalk scheinst du wohl eine Niete zu sein. Ach, wahrscheinlich in allen Lebensbereichen…“
Die Predigt nahm kein Ende, aber Patrick war sich überhaupt nicht bewusst, dass sie mit ihm redete. Er war mit den Gedanken in Dresden und malte sich aus, was Saskia wohl tat.
Mittlerweile hatte sich auch der Stau aufgelöst und der Bus hatte die Haltestelle erreicht, an der Patrick aussteigen musste. Er lächelte Hannah freundlich zu, erstaunt über ihren wütenden Gesichtsausdruck, dessen Ursache er nicht zu erraten vermochte, und stieg aus.
Er ging zur Bibliothek, wo er sich Bücher hatte reservieren lassen, die er für eine Seminararbeit brauchte. Er wollte hier an der Uni schon einmal ein paar Seiten lesen, um herauszufinden, ob sie zum Thema seiner Arbeit passten. Er legte seine Tasche ab, betrat die Bibliothek und suchte sich einen freien Platz.
Bibliotheken waren seit seiner frühesten Kindheit einer seiner Lieblingsorte. Denn hier durfte niemand wirklich reden und daher konnte Patrick auch nichts verpassen. Er hatte nämlich als Kind immer Angst gehabt, etwas Entscheidendes nicht zu erfahren, weil er nicht hören konnte, und so hatte er begonnen, die Bibliothek schätzen zu lernen. Er fühlte sich wohl hier. Vor allem hier in der Germanistik-Bibliothek, wo alle Klassiker standen und ihn dazu einluden, auch einmal in ein anderes Buch hineinzuschnuppern, das nicht unbedingt auf seiner Leseliste stand.
Heute allerdings war alles anders. Die Bücher lagen zwar aufgeschlagen vor ihm, aber die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen und er konnte sich nicht länger konzentrieren, als er Zeit brauchte, um zwei Sätze zu lesen. Kurze Sätze. Es war zum Davonlaufen. Er legte den Kopf auf die Tischplatte und schlief tatsächlich ein.
Patrick wurde erst wach, als ihn eine Frauenhand an der Schulter wachrüttelte. Die Bibliothekarin schaute ihn an und sagte:
„Tut mir ja Leid, wenn ich Sie beim Schlafen störe, aber ich würde gerne zumachen und Sie sind der letzte, der noch da ist. Außerdem könnten Sie sich vielleicht überlegen, ob Sie das nächste Mal nicht zu Hause schlafen wollen.“
Patrick nickte mit hochroten Kopf, raffte seine Unterlagen zusammen und stürzte aus der Tür hinaus. Die Bibliothekarin schüttelte nur den Kopf. So hatte sie es nun auch wieder nicht gemeint.

coop Offline



Beiträge: 372

06.06.2008 17:56
#56 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

schön das da jetzt nomma was kam... und wie gehts weiter?

ich hab meine kreativität wohl verloren :( oder meine lust an der kreativität...

Mone Offline



Beiträge: 239

06.06.2008 20:05
#57 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

dacht ich auch lange, aber das kommt wieder...

SugarAnnie Offline



Beiträge: 396

07.06.2008 10:57
#58 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

Ich bin momentan auch nicht soo kreativ...um nicht zu sagen, ich krieg nix zusammen seit ein paar Wochen.
Bin allerdings umso froher, wenn dann andere Leute was zu Stande bringen, damit ich zumindest was Schönes zu lesen habe.
Wie diese Geschichte zum Beispiel. Bin auch schon vorwitzig, wie es weitergeht.
Und eigentlich auch ganz zuversichtlich, dass ich irgendwann wieder Ideen haben werde.

coop Offline



Beiträge: 372

12.06.2008 16:30
#59 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

jo ich hab im moment auch leider viel zu viel zu tun...THEATER....
ich hoffe ihr kommt auch schön alle freu mich schon voll...heute abend generalprobe..

sorry exkurs musste sein

Mone Offline



Beiträge: 239

14.06.2008 19:01
#60 RE: Mal was längeres von mir... Antworten

18 Stress

Saskia stand vorm Spiegel, schon seit mindestens dreißig Minuten versuchte sie, das richtig Outfit für ihre erste Probe zu finden. Aber wie immer schien sie nichts Passendes finden zu können. Eher leger oder eher formell? Schließlich wollte sie ja bei ihren neuen Kollegen einen guten Eindruck hinterlassen. Es klopfte an der Tür und Margarete streckte den Kopf herein, um Saskia zu wecken. „Ups, du bist ja schon auf! Ich wollte dich gerade wecken?“
„Nicht nötig, ich konnte eh nicht mehr schlafen und kann mich nicht entscheiden, was ich anziehen soll.“
„Na, das kann doch nicht so schwierig sein. Du hast doch Unmengen an Kleidern mitgebracht. Da wird sich doch was finden lassen.“ Margarete stand schon vor dem Kleiderschrank und wühlte in Saskias Sachen, was Saskia mit leichtem Unmut registrierte. Es war ihr nicht recht, wenn wildfremde Menschen sich so etwas herausnahmen. Sie seufzte, sagte aber nicht, denn sie wusste, dass sie auf Margarete angewiesen war. So günstig käme sie in ganz Dresden nicht unter.
„Da! Wie wäre es mit dem hier?“ Margaret hatte aus der hintersten Ecke des Kleiderschrankes eine weiße Bluse und eine schwarze Hose im Nadelstreifenlook gefunden. „Klassisch und elegant,“ meinte sie. „Und sicher nicht overdressed!“
Saskia betrachtete die Kleider skeptisch. Sie war sich nicht sicher, ob dieser Stil nicht vielleicht doch etwas übertrieben war für eine einfache Probe. Sie schaute zufällig auf die Uhr und erschrak. So ein Mist! Vor lauter Kleiderraussuchen hatte sie die Zeit vergessen und musste nun feststellen, dass sie bald los musste, wenn sie nicht schon am ersten Tag zu spät kommen wollte.
„Okay, vielleicht hast du Recht,“ sagte sie deshalb zu Margarete und nahm die Kleider. „Ich muss mich jetzt fertig machen, weil ich dringend los muss.“ Mit diesen Worten schob sie Margarete aus dem Raum.

Natürlich war sie zu spät losgefahren. Sie hatte sich gerade noch anziehen, die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen binden und ihre Flöte greifen können, bevor sie auch schon losmusste. Und jetzt saß sie in diesem verfluchten Bus, der einfach nicht vom Fleck zu kommen schien. Saskia sah alle zwei Sekunden auf die Uhr. Nur noch zehn Minuten und die Oper war noch weit… Manchmal wünschte sie, sie wäre nie hierher gekommen. Es schien einfach nicht so zu laufen, wie sie es sich wünschte. Patrick fehlte ihr auch, besonders wenn sie allein war. In solchen Augenblicken wie jetzt eben, wenn alles schief zu laufen schien.
Endlich. Der Bus hatte die Oper erreicht und es blieben ihr gerade mal noch zwei Minuten bis zum Beginn der Probe. Wo hatte der Maestro noch mal gesagt, musste sie hin? Mist, sie hatte es sich noch aufschreiben wollen, welche Tür zum Bühnengraben führte. Das hatte sie in aller Eile auch noch vergessen. So hechtete sie jetzt von einer Tür zur nächsten, in der Hoffnung, irgendwann die richtige zu treffen. Es war aber auch niemand unterwegs, den sie hätte fragen können. Morgens war an der Oper halt nur Probenbetrieb.
Mit Schwung riss sie eine Tür auf… und stand mitten in einer Garderobe. „Oh, äh, Entschuldigung. Ich glaube, ich habe mich verlaufen,“ stammelte sie. Ihr stand ein junger Mann gegenüber, der gerade dabei gewesen war, sein Kostüm anzuprobieren. Er aber lächelte nur. „Du bist für heute nicht die erste, die mit diesem Argument einfach so mit der Tür in meine Garderobe fällt. Vor zwei Minuten hatte ich hier schon einen Kerl in deinem Alter mit einer Violine unterm Arm im Raum stehen. Der hatte sich verlaufen. Wollte zur Orchesterprobe.“ Er schüttelte den Kopf.
„Ähm, genau da würde ich auch gern hingehen. Aber ich fürchte, ich habe mich, genau wie mein Kollege, verlaufen… Könntest du mir vielleicht helfen?“ fragte sie vorsichtig. Er hatte sie auch geduzt, also war es vielleicht okay, ihre Frage so zu formulieren.
Er grinste. „Dacht ich’s mir doch. Du gehst jetzt aus meiner Tür raus und biegst links ab. Drei Türen weiter geht eine vierstufige Treppe nach unten. Die nimmst du, und wenn du dich am Ende der Treppe nach rechts drehst, findest du eine Tür mit der Aufschrift: Orchester. Die führt dich an die Stelle, an die du willst.“
Saskia hatte kaum das Ende der Beschreibung gehört, da hechtete sie auch schon mit einem gemurmelten Danke weiter. Der Schauspieler bleib völlig verdutzt in seiner Garderobe zurück.

Saskia folgte der Wegbeschreibung und schaffte es sogar die Tür zu finden. Völlig außer Atem stand sie davor und dachte: So kann ich da doch nicht rein – völlig fertig und verschwitzt. Aber es hilft wohl alles nix. Ich muss da rein. Sie atmete tief durch und öffnete die Tür.
Das gesamte Orchester saß schon und hatte seine Instrumente anscheinend auch schon gestimmt. Was für eine Blamage. Sie ließ ihre Blicke über die Gruppe gleiten und machte bei den Streichern einen jungen Mann ihres Alters aus, der mit hochrotem Kopf neben seinen Kollegen saß. Das musste der andere Neue sein. Der Maestro sah sie an, nickte kurz mit dem Kopf, klopfte mit dem Taktstock energisch auf das Dirigentenpult und sagte zynisch: „Jetzt wo auch unsere neuesten Mitglieder endlich den Raum gefunden haben, können wir ja enfin anfangen.“ Ohne sie dem Rest des Orchesters vorzustellen, wies er Saskia einen Platz bei den andern Bläsern zu und sie fingen an.

Die Probe dauerte ewig. So lange hatte Saskia nur selten am Stück gespielt. Der Maestro hatte sie auch viele Stellen endlos wiederholen lassen, bis sie am Ende saßen. Während sie ihre Flöte putzte, um sie einzupacken, bildete sich ein kleiner Kreis um sie herum. Sie bemerkte es, und war sich sicher, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, um sie den anderen vorzustellen. „Du musst Saskia sein, unsere neue Flötistin. Du bist gut.“
„Das hör ich gern. Ja, die bin ich. Es tut mir Leid, dass ich vorhin zu spät gekommen bin. Aber ich konnte diesen blöden Zugang nicht finden, der zum Orchestergraben führt. Ich glaube, Calderón war relativ sauer auf mich.“
„Nö, der ist immer so. Daran wirst du dich schon noch gewöhnen. Und den Weg zum Orchester zu finden, war schon immer schwierig. Stell dir vor, unser zweiter Neuer hat sich auch verlaufen.“
Saskia grinste. „Ja, davon hab ich schon gehört. Der ist an genau derselben Stelle gelandet wie ich.“ Sie fasste die Geschichte kurz zusammen. Die andern lachten.
„Ich denke, es wird Zeit, dass auch ich mich vorstelle,“ ließ sich plötzlich eine Männerstimme aus der zweiten Reihe vernehmen. „Mein Name ist Adrian Altmann.“ Mit diesen Worten drängte sich auch der zweite Neue nach vorne zu Saskia durch. „Das war vielleicht eine Odyssee, bis ich diesen Raum gefunden habe…“ Er lächelte und Saskia konnte nicht umhin, dieses Lächeln als eines der schönsten anzusehen, das sie je gesehen hatte.
Nach einer allgemeinen Vorstellungsrunde, die damit endete, dass sowohl Saskia als auch Adrian grinsend versicherten, dass sie sich so viele Namen wohl nie würden merken können, machte sich Saskia auf den Weg zurück nach Hause. Sie hatte kein einziges Mal an Patrick gedacht.

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